Es wird Zeit, dass es Zeit wird.

Heute geht es nicht um ein bestimmtes Kleidungsstück, sondern um die Art solche zu tragen, vielleicht am Besten mit diesem Wort ausgedrückt:

Die Attitüde 

Neulich in der S-Bahn sah ich eine wirklich stilvoll und schön gekleidete Frau. Der ganze Eindruck wurde jedoch dadurch zunichte gemacht, dass sie sich alle 10 Sekunden in den sich spiegelnden Fensterscheiben betrachtete, mal hier was zurecht zupfte mal dort. Ihre Haare wurden von der einen Seite zur anderen geworfen. Nicht einen Augenblick konnte sie sich mit etwas anderem beschäftigen als mit ihrem Aussehen. Es war furchtbar und traurig mit anzusehen.

Ich will mal behaupten, dass die Hälfte des Styles nur durch die Art und Weise, wie die Sachen getragen werden, zustande kommt.

Die am besten gekleideten Menschen sind für mich diejenigen, die ihre Kleidung ganz selbstverständlich tragen, wie eine zweite Haut, mühelos.

Dazu gehört auch der Ausspruch meiner Oma: „Wenn du dich schminkst, dann mach es so, dass man nicht sieht, dass du geschminkt bist.“ Dieses Credo scheint meilenweit entfernt von all den dicken Lidstrichen etc., die zur zeit zu sehen sind.

Vor nicht all zu langer Zeit sah ich mal zu, wie sich eine Frau im Bus schminkte. Dieser Prozess dauerte etwa 15min. und sie trug Schicht um Schicht auf die verschiedensten Gesichtsteile auf. Im Anschluss sah man nicht, dass sie geschminkt ist, was mich ziemlich beeindruckte. Ob sie nun dadurch schöner als vorher aussah, mag ich nicht zu beurteilen.

Ich selbst habe angefangen, alle Kleidung, die ich nicht hundertprozentig gern und selbstverständlich trage, wegzugeben. Und schminken tu ich mich eh nicht. 😉 Zudem bin ich vor etlichen Jahren mal auf einen Ausspruch, ich glaube von Peter Handke, gestoßen, in welchem er bemängelt, dass die meisten europäischen Menschen sich andauernd selbst anfassen müssen und permanent damit beschäftigt sind, ob dieses oder jenes Kleidungsstück, die Haare oder das Make-up noch sitzen. Seither versuche ich dies auf ein Minimum zu beschränken, bzw. es zumindest bewußt wahrzunehmen, wie oft ich mich“selbst befummel“ 😉 !

Ich freue mich jedenfalls immer, wenn ich auf die Kombination „tolle, individuelle Kleidung gepaart mit Stolz und Selbstverständlichkeit beim Tragen derselben“ treffe.