Migräne

Manchmal fallen hier auf diesem Blog angekündigte Beiträge einfach mal aus. Das mag durchaus daran liegen, dass ich meine Tage fehlgeplant und viel zu voll gestopft habe, aber häufig ist auch das böse Wort mit M daran Schuld!!!!

In unserer Familie geben die Frauen die Migräne weiter an die nächste Generation und behalten sie doch gleichzeitig.

Mit 14 Jahren etwa begann es mit Kopfschmerzen und irgendwann wurden daraus dann Migränen. Als ich meine erste Migräne hatte, war ich dennoch dankbar. Denn mir war „nur“ übel, es ging mir hundeelend und ich hatte Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen. Ich hatte aber als Vorbild meine Mutter. Dazu gehörte abgesagte Ausflüge oder Besuche,  Notarzt- Szenarien, zudem Erbrechen und Auren. Da ging es mir vergleichsweise gut.

Viele Jahre lang lebte ich nach dem Credo, dass es wichtig ist, Schmerzen auszuhalten und nicht einfach zu vertuschen durch Schmerzmittel. Ich finde diese Vermeidungsstrategien unserer Zeit vor Schmerz nach wie vor fraglich, habe aber irgendwann mit großer Erleichterung begonnen Schmerztabletten zu nehmen. Aber auch hier schwebte immer das Vorbild meiner Mutter vor Augen und ich gab sehr auf Stärke und Menge acht. Dann wurden Medikamente mit Triptan auf dem Markt zugelassen und damit die Möglichkeit, die Migräne schon während des Entstehens wieder zu beseitigen. Auf einmal befand ich mich in einem Kreislauf von Migräne und Tabletten. Bisher habe ich das Thema schon beinah ignoriert – sie waren halt da die Migränen, am besten nicht beachten, dann existieren sie vielleicht nicht wirklich.

Seit ein paar Monaten gehe ich viel bewußter damit um, führe Tagebuch gehe regelmäßig zum Arzt, versuche meiner Trigger zu identifizieren. Dabei ist es ungeheuer wichtig für mich nicht in Erklärungsversuche zu verfallen und mich selbst zu verurteilen, weil ich das und das nicht richtig gemacht habe und daher nun Migräne habe und nicht zur Arbeit kann etc.. Auch versuche ich immer mal wieder, die Migräne auszuhalten, nur um mal zu fühlen, wie es sich eigentlich anfühlt.

Da ist dann in etwa so: Eine Metallschale schließt sich von oben um meinen Kopf, der Rand der Schüssel wölbt sich etwas nach innen und sehr, sehr langsam presst sich die Schale zusammen. An drei Seiten, links, rechts und hinten, ragen Schrauben durch die Wände der Schale in meinen Schädel herein und werden langsam immer tiefer gebohrt.

Zudem will ich nicht vergessen, das, auch wenn die Schmerzmittel wirken, mein Körper dennoch die Migräne durchmacht und ich ihm Zeit zum Erholen geben muss. Zulassen, dass es ist, wie es ist. Mir selbst Zeit geben, ohne mich dabei unter Druck zu setzen, mir zu hören – das sind so die Punkte, an denen ich hinsichtlich der Migränen gerade arbeite.

Es soll ja Menschen geben, die gar nicht wissen wie sich Kopfschmerzen geschweige denn Migränen anfühlen. Ich beneide sie, aber wer weiß, was ich dann hätte, wenn es nicht die Migränen wären 😉 !

Ich schreib das hier, da es mich gerade in dieser Zeit bewegt und da es ja so einige geben soll, die an Migräne leiden (eine interessante Formulierung ist das!).

 

Das Beitragsbild stammt von diesem Blog


9 Gedanken zu “Migräne

  1. Migräne hatte ich nicht regelmäßig aber starke Kopfschmerzen (Übelkeit etc.) tagelang, dass ich früher, in dieser Zeit, nur im Bett liegen konnte. Die Schuldgefühle kenne ich auch ;). Was mir geholfen hat: Selbsterkenntnis (auf versch. Ebenen).
    Wer bin ich? Welches sind meine Bedürfnisse (körperlich, mental, seelisch)? Nehme ich die wichtig genug oder aus Angst vor Ablehnung, vor Alleinsein, vor Unsicherheit, Angst vor der Angst, stelle ich meine ureigensten Bedürfnisse immer hinten an, bis ich zur Auszeit „genötigt“ werde. Bei wir war es zum Beispiel die Erkenntnis hochsensibel zu sein. Auszeiten / Entspannung ist nicht einfach nur wichtig sondern überlebenswichtig 😉 Bei den Ernährungsdocs (ndr) gab es einen Bericht im Fernsehen über eine Migränepatientin und ich habe gute Erfahrungen mit Mutterkraut gemacht. Ganz wesentlich war bei mir, auf die innere Suche (ich meine nicht das Gedankenkarussell) zu gehen. Das ging erst, wenn ich wieder halbwegs hergestellt war aber dann habe ich mir früher meist keine Zeit dafür genommen…Teufelskreis :). Dabei musste ich lernen nur zielorientiert zu denken, sondern auch prozessorientiert: Was kann ich jetzt tun? Welcher ist der nächste Schritt? Wenn der sich als Sackgasse erwiesen hat, gut, dann habe ich was gelernt und gehe einen Schritt in eine andere Richtung. Und natürlich die Fragen aller Herz-Fragen: Liebe Seele, wie geht es Dir? Lebe ich meine Berufung und Talente (bin ich ganz das geworden, was ich im tiefen Herzen als Kind sein wollte?
    Ich denke nicht, dass wir Schuld haben, wenn es uns schlecht geht (wer leidet schon freiwillig/ würde es nicht sofort ändern, wenn er könnte?) Bücher wie „Krankheit als Weg“ finde ich zwar vom Ansatz gut aber es darf auf keinen Fall darauf hinaus laufen, dass man dass Gefühl hat, man müsste es ändern können ist aber zu (was auch immer), dafür, es zu tun. Daher möchte ich Dir einfach Mut machen, hoffe die Zeilen sind evtl. etwas hilfreich, und Dir einfach gute Besserung wünschen :).

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  2. Yay, noch eine Gemeinsamkeit, die wir haben. *schluchz*
    Bei mir sind es die Auren, die Übelkeit, mein ganzes Gehirn streikt und kann nicht richtig sehen oder denken. Ausflüge absagen, ab ins Bett und durchstehen. Ich weiß gar nicht, ob die Medikamente einen Unterschied machen oder nicht. Ich nehm lieber die eine Tablette, weil ich Angst hab, das der Anfall sich sonst drastosch verschlimmert und verlängert. Aber Bett bleibt, ebenso wie Kotzschüssel…

    Was ich interessant finde, bei dir zu lesen: dieses Gefühl, etwas falsch gemacht und die Attacke ausgelöst zu haben. Bloß nicht drüber sprechen, schreiben, lesen – das triggert vielleicht! Was hab ich gegessen, getan, gedacht? Zu wenig Schlaf oder zu viel?
    Ich hab noch so richtige Blockaden gegenüber manchen Dingen, die ich mit einer Attacke verbinde – dazu gehören zwei Museen in Berlin! Ich weiß nicht, ob ich da jemals wieder hin kann.

    Ja, fürchterlich ist das. Ich versuche, entspannter damit umzugehen. Das gelingt mir über die Jahre auch etwas. Vor allem, je mehr ich den Gedanken manifestiere, dass Hormonschwankungen der Auslöser sind, die ich nunmal nicht beeinflussen kann.

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    1. Ich habe da als Trigger auch Hormone aber auch Luftdruck, Vollmond und bestimmte essenssachen im Verdacht. Ach und es hilft, wenn ich drei mal die Woche Sport mache, bei dem mein Kreislauf/Blutdruck hochgepuscht wird. Schaff ich nur leider viel zu selten 😦
      Was ich vergaß zu schreiben und was auch noch schlimm ist, sind die Urlaube, die durch Migräne leiden oder auch nur der Gedanke, dass sie leiden könnten. Mein Wochenende in Budapest, eine Stadt die ich schon 24 Jahre lang sehen wollte, war durchgängig von Migräne besetzt. Ich mag die Stadt nicht mehr wirklich!

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    1. Oh das kenn ich. Kopfschmerzen, die bei mir bis zu fünf Tage andauern find ich fast noch schlimmer als zwei Tage Migräne. Es zermürbt einen und ich vergesse quasi, wie sich normal anfühlt.

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