BUDAPEST

Samstag morgen Ankunft im Flughafen Schönefeld – nur noch halb lebendig nach einem etwas längeren Aufenthalt im S-Bahnhof Adlershof mit all seiner Hässlichkeit und Ekelhaftigkeit.

So schnell kam ich noch nie durch die Sicherheitskontrolle; ich hab es noch nicht mal geschafft, meine schicke durchsichtige Waschtasche auszupacken und sitze schon gefühlte 10 min. nach Ankunft mit den anderen Passagieren im kleinen Raum mit Blick zum Rollfeld.

Ich mag diese Zwischenorte, Zwischenzeiten, dieses nicht mehr hier aber auch noch nicht da!

Der Flug vergeht schnell. Beim Start hatte ich kurz den Anflug von Wahnsinn in mir: „Sitze ich grad wirklich in einer Blechmaschine und erwarte, dass die fliegt?“ Kurze Panik beim Gedanken an die Absurdität des Ganzen. Ein ähnliches Gefühl der Hilflosigkeit und Machtlosigkeit wie auf einem Schiff auf dem Meer. Aber naja, Verdrängung ist da hilfreich!!!

Angekommen folgt dann der erste Prüfstand für die neuerlernten Vokabeln: „Jó napot“ und „köszönöm“ gehen ganz gut und zaubern ein Lächeln aufs Gesicht der Ungarn.

Erste Krise dann am Geldautomaten: „Wieviel HUF sind den nun 1€? Ok, durch 3 und dann zwei Nullen weg! Dann sollten wir vielleicht lieber nicht die vom Automaten wärmstens empfohlenen 300.000HUF abheben sondern es bei 30.000HUF belassen!!!“.

Zweite Krise dann am Fahrkartenautomaten. Die stehen heir ernsthaft an!!! Und nicht nur so ein oder zwei Mann, nein, eine richtige Reihe! Trotzdem man aus einer Vielzahl an Sprachen wählen kann, gestaltet sich die Bedienung des Automaten etwas schwierig. Schließlich landen wir etwas entnervt wieder in der Halle des Flughafens und siehe da: ein Fahrkartenschalter, an dem keiner wartet und wir sehr freundlich bedient werden. Zwei mal Karten mit einmal Umsteigen, „köszönöm“ und zack in den Bus.

Schließlich Umsteigen in die U-Bahn, in welche ich mich sofort verliebte! Die Metro in Budapest ist nach der Londoner Bahn die zweitälteste U-Bahn der Welt. Die Züge sind herrlich schrottig, machen aber einen sehr stabilen Eindruck. Die schwarzen Bezüge der Sitze und die Art der Stangen und Haltegriffe finde ich sehr stylisch! Es war beruhigend wenig Werbung zu sehen und die Bahnhöfe in ihrem teils 70er Jahre Look waren einfach nur genial!

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Beim Aussteigen war ich dann mal der „blöde Touri“ und hab den Knopf gesucht – aber die gehen ganz von selber und immer alle auf!!! Gefällt mir viel besser als dieses ewige „Machen Se ma die Tür zu, dit wird ja janz kalt hier!“

Ausgestiegen sind wir Arany János utca und waren sofort mittendrin in der Stadt! Der Weg zur Airbnb-Wohnung war schnell gefunden, Donau und Parlament nur einen Steinwurf entfernt.

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Nach Einweisung in die Wohnung und kurzer Verschnaufpause ging es dann gleich los, die Stadt erkunden. Am Parament vorbei in einer der kleinen ABC-Shops, sich dort mit Sandwichs, Wasser und Schokoriegel versorgen und diese in der Sonne an der Donau verzehren … herrlich!!!

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Dann ging es über die Donau und zwar über die Kettenbrücke. Sie ist die älteste Brücke Budapests.

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Auf der anderen Seite bewunderten wir die Standseilbahn, gingen aber lieber zu Fuß den Burgberg hinauf. Die Sicht von dort auf Pest ist wirklich wunderschön:

Anschließend schlenderten wir auf dem Berg herum. Es waren zwar viele Touris unterwegs aber die Atmosphäre war locker und entspannt.

Bei der Fischerbastei sind wir wieder abgestiegen, etwas durch Budas Gassen gelaufen und dann wieder über die Kettenbrücke nach Pest. Noch etwas eingekauft und ab nach „Hause“.

Vor dem Schlafen nochmal einen Blick aufs Parlament werfen zu können, ist einfach toll:

Das war der erste Tag…

Wir schliefen bei offenem Fenster, da es warm war und ich eigentlich die Geräusche einer „neuen“ Stadt gern beim Einschlafen und Aufwachen höre. Hier nur schienen in der Nacht mehrere Autorennen vor unserem Haus stattgefunden zu haben.

Aber nicht gezögert: auf geht es in einen neuen Tag.

Wir liefen auf der Pester Seite „nach unten“ und kamen durch die Einkaufsstrasse, an einem großen Touri-Platz vorbei zum Deák Ferenc tér.

Die Stimmung veränderte sich hier, es lagen viele Obdachlose unter Torbögen und Eingängen.

Schließlich bogen wir quer ins jüdische Viertel ein und stießen dann auch gleich auf die wirklich große Synagoge.

Weiter ging es kreuz und quer durchs jüdische Viertel, dann wieder in den 5. Bezirk über den Fernciek tér zur Universitätskirche und zur serbischen Kirche, dann hierhin und dorthin und schließlich über die Freiheitsbrücke nach Buda und dort am Ufer entlang und über die Elisabethbrücke wieder zurück und schließlich zur „Mittagsstunde“ wieder in die Wohnung.

Es ist wirklich verrückt, wieviele Kirchen es in Budapest gibt! Für jede Glaubensart ist da gesorgt und das zeigt ein Bild der Vielfalt und der Toleranz, wie ich es mir in der heutigen Zeit auch wünschen würde.

Die Insel scheint ganz dem Sport geweiht😉 jedenfalls sieht man überall sehr sportliche Menschen herumlaufen oder herumhüpfen. Aber es saßen auch ein paar Musikanten in einem Baum. Die Insel scheint ihre glorreichen Tage schon hinter sich zu haben, vieles wirkte sehr verfallen, was aber auch sein ganz eigenen Charme hatte.

Das Wetter ließ ein bißchen nach, es wurde dunkel und grau. Maiskolben auf die Hand und Bier schmeckten dennoch gut.

Nach dem wir die Insel im Großen und Ganzen umrundet hatten, verliessen wir sie Richtung Buda. Dort liefen wir noch ein bißchen hin und her, suchten ein gutes Restaurant, die aber entweder zu hatten oder nicht sehr einladend wirkten, machten damit dann auf der Pester Seite und landeten schließlich ziemlich durchnäßt bei Burger King😉 !

Danach ging es dann ganz schön erledigt und voller Eindrücke ins Bett!

Beim Umherirren am gestrigen Abend hatten wir einen Laden entdeckt, der mit gesundem Essen warb😉, also machten wir uns dahin auf den Weg.

Das Ganze war dann so schräg, dass es schon wieder komisch war! Wir bestellten Frühstück, also wollten es bestellen nur irgendwie schien an diesem Tag kein Brot geliefert worden zu sein, so dass die einzige Möglichkeit eines Frühstück Rührei war. Das war dann aber auch wirklich lecker. Dann wollte ich mir aus dem dort stehenden Kanister Wasser holen, aber die Frau, die bediente und alles zubereitete kam und sagte, sie wisse nicht, ob das Wasser noch schmecke. Sie musste selbst erstmal probieren und wiegte dann mit dem Kopf hin und her. Es schmeckte jedenfalls ganz grauenhaft! Beim Servieren des Essens hatte sie Unterstützung von einer Frau, die mit ans Handy geklemmten Ohr mal ebenso den Teller auf den Tisch schob. Davor kam aber noch die Frage, ob wir den bestellten Kaffee zum Frühstück oder danach haben wollten. Hä? Hallo? Dann kam leider ein Cappuccino statt des Milchkaffees. Als ich sagte, dass sei schon Ok, ging das aber nicht und der Cappuccino wurde mitgenommen und nach einer Weile dann durch einen Milchkaffee ersetzt. Als ich einen Salat von der Karte bestellen wollte, traf mich wieder dieser leicht irritierte Blick, wie schon beim Frühs tück bestellen, so als wolle ich da was ganz Ausgefallenes, bis ich schließlich darum bat, irgendeine Art von Salat zu bekommen. Der kam dann auch und war wiederum lecker! Der Besuch in diesem Laden war ein bisschen so, als würde man im Wurstladen Wurst bestellen und alle schauen ein völlig erstaunt und leicht angewidert an. Aber das Essen war letztendlich gut und der Preis stimmte auch.

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Anschließend liefen wir zur Andrássy út und diese weiter bis zur ehemaligen Modehalle bzw. zum ehemaligen Pariser Kaufhaus, dass jetzt ein Buchladen ist und zudem im 1.Stock das Book Café beherbergt. Vielleicht hätten wir lieber dort frühstücken sollen😉 ! Dafür nutzten wir das eher komplizierte Toilettensystem und schlenderten weiter.

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Weiter ging es am Liszt Ferenc tér entlang und in die Király u., dort dann wiederum in die Kazinczy u. und damit erneut ins jüdische Viertel. Hier schlief noch vieles, aber dennoch konnte man das Leben erahnen, dass hier in den Abendstunden stattfinden muss. Hier spürte man auch etwas vom „jüdischen“.  Wir liefen noch kreuz und quer durchs Viertel, in welchem aufgrund von Rosh Hashana alle Läden zu hatten.

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Wir überquerten dann die Rákóczi út und gelangten so in das Palastviertel. Vielleicht gingen wir die falschen Strassen lang, aber so richtig schön, wie es im Reiseführer beschrieben war, fand ich es dort nicht. Wir gingen hier und da entlang und kamen dann über die Baross u. und den Kalvin tér wieder ins 5. Viertel. Hier bogen wir in die Magyar u. ein fanden dort am Ende der Strasse in einem Hinterhof die Lollipop Factory, wo wir zwei bezaubernde Lollis bei einen energisch Zuckermasse knetenden Mann kauften.

Von dort aus ging es dann zur Mittagsruhe in die Wohnung zurück. Die Ruhe war sehr, sehr ruhig und dauerte bis in den Abend hinein. Pünktlich um 18 Uhr standen wir dann vorm Hungarikum Bistro. Dem Schild „Nur mit Reservierung“ und allen hineineilenden Chinesen zum Trotz bekamen wir einen Platz direkt vor dem Herren mit seinem Musikinstrument. Der Abend war ein Genuss, sowohl kulinarisch als auch menschlich! Da würde ich sofort wieder hingehen und kann es nur wärmstens empfehlen. Aber eine Reservierung ist wirklich gut😉 viele mussten wieder gehen, da sie keine hatten. Die Limonade ist übrigens göttlich dort!!!

Nach dem Essen dann noch ein Verdauungsspaziergang an der Donau und natürlich wieder das Lichtpanorama!

Gut zu wissen:

  • vom Flughafen fährt man mit dem E200 bis zur Endstation Köbánya Kispest, steigt dort in die blaue Linie M3 und fährt damit in die Stadt hinein
  • man zahlt im Nahverkehr in Budapest für jedes Umsteigen, also pro Linie eine Fahrkarte, es gibt aber Tickets wo z.B. einmal Umsteigen schon drin ist und die man dann nur jeweils vor dem Betreten des Fahrzeuges entwerten muss
  • Um im Pariser Kaufhaus bzw. im heutigen Buchladen auf Toilette gehen zu können, muss man mit den Fahrstuhl nach unten fahren, dann für 200HUF einen Bon am Automaten ziehen, diesen unter den Scanner an der jeweiligen Toilettentür halten und darf dann rein. Um herauszukommen, muss man wiederum auf einen Knopf drücken, der die Tür öffnet. Den Bon kann man an der Kasse oder im Café einlösen, sogar ein ganzes Jahr lang! Wer solche Bons haben möchte, kann sich gern bei mir melden!

 

  • danke – köszönöm (kössönöm)
  • guten Tag – Jó napot  (Jonopot)
  • bitte – kerem
  • Entschuldiung …   – elnezest… (elnesescht)
  • lecker – finom (finum)
  • gut – Jó
  •  

  • Tschüß – Viszlát!   (Wislat!)