TAG 1
Entspannt geht es am Samstag Morgen los. Unser Flug geht erst um kurz nach 10 und daher gibt es kein frühmorgendliches Gestresse. Mit der U-Bahn geht es bis nach Rudow und mit dem Bus zum Flughafen. Diesmal begleitet mich der rote Koffer. Wir fliegen zum ersten Mal mit Ryan Air und es ist ungewohnt nicht zum gewohnten Terminal zu gehen ;). Der Flug startet pünktlich. Der Sitzplatzes etwas enger als bei EasyJet, dafür darf man eine Tasche / Koffer und eine Handtasche oder ähnliches mitnehmen. Wir starten pünktlich und der Flug vergeht schnell. Der Anflug auf den Rigaer Flughafen gestaltet sich sehr wackelig und ich habe Bauchkribbeln noch und nöcher. 12:30Uhr Ortszeit landen wir nach anderthalb Stunden Flug (In Riga ist es immer eine Stunde später als bei uns!) Der Flughafen in Riga wirkt direkt idyllisch. Nachdem uns klar wurde, dass Bus fahren hier anscheinend etwas mehr Wissen und Übung braucht, entschließen wir uns für ein Taxi. Unser Vermieter hatte uns das Panda – Taxiunternehmen empfohlen, aber leider steht hier gerade keins. Ein Baltic Taxi fährt uns dann für 10€ zu unserem Airbnb Arpartment. Dieses liegt ein ganzes Stück von der Altstadt entfernt auf der anderen Flussseite. Von außen sieht das Haus wie ein Sozialbau aus, von innen auch 😉 ! Als wir uns durch sämtliche Türcodes hindurch gearbeitet haben, betreten wir unser Black & White Apartment. Durch die Schlichtheit der Farben und die verbauten Paletten wirkt es hip und cool. Ansonsten ist die Wohnung aber ziemlich abgerückt und auch nicht wirklich sauber. Naja, wir haken es unter First World Gejammer ab und packen aus.
Nach kurzem Ankommen machten wir uns auf den Weg. Nach dem Sitzen im Flugzeug war uns nach Laufen und daher ging es zu Fuß in Richtung Altstadt. Ursprünglich wollten wir nur einen Teil laufen und später dann mit dem Bus weiter fahren. Letztendlich liefen wir dann die gesamten 4,5 km. Schon kurz nach der Ankunft merkten wir, was sich jetzt bestätigte: Riga ist dem Meer nahe. Das bedeutet: weiter Himmel, immer eine leichte Brise und andauerndes Möwengeschrei. Es war sehr schön sich auf diese Art der Stadt zu nähern. Außerdem entdeckten wir dadurch als erstes den Zentralmarkt – und der war eine Offenbarung. Schon allein dafür lohnt sich die Reise nach Riga. Der Markt besteht aus mehreren wirklich großen Hallen. Die erste haben wir nach ein paar Schritten wieder verlassen, denn es war die Fischhalle. Die Fleischhalle haben wir gar nicht betreten. Aber die Gemüsehalle und die mit dem Brot und dem süßen Zeug haben voll mein Herz und meinen Magen erobert. Ich empfehle daher für Riga eine Unterkunft nahe am Zentralmarkt. Hier hat es sich dann auch entschieden, dass ich den Urlaub vegetarisch aber nicht vegan verbringen werde. Oder besser gesagt, dass es eine Ausnahme vom vegan sein geben wird: diese quarkbällchenähnlichen Dinger mit dem süßen Namen zuckerugu oder so!!!! Die alten Verkäuferinnen waren sehr kurios. Irgendwie verstanden und sprachen sie kein Wort englisch, aber auch so sprachen sie nicht mit uns, sondern taten nur. Sie habenuns wortlos Probierhaspe und schaufelten wortlos soviel Kohl in die Tüte, wie SIE meinten, dass wir kaufen sollten 😉 ! Dann hielten sie mir den Taschenrechner vors Gesicht, der einen unverschämt niedrigen Preis anzeigte. Die etwas jüngere Erdbeerverkäuferin konnte dagegen Englisch und es ging schnell von statten ein halbes Kilo Erdbeeren für 1€ zu kaufen. Meine ersten in diesem Jahr und soooooo lecker!
Derart gesättigt ging es weiter Richtung Altstadt. Wir durchquerten sie einmal in ihrem eher oberen Teil, kreuzten den Domplatz und endeten am Turm des Schlosses. Ich habe außer ein paar Hauseindrücken nicht viel gesehen von der Altstadt an diesem Tag, da sie mir viel zu voll und touristisch und quirlig war.
An der schönen weißen Kirche und dem Schlossturm war es dann schön ruhig und wir verweilten kurz. Wir gingen dann zum Fluss und sahen uns die Statue vom Großen Christopherus an. Aber nur kurz, denn ich sah ein Pandataxi unweit stehen. Schnell hinein und schon ging es nach Hause. Für 4€ brachte es uns zur Wohnung.
Dort gingen wir dann in den Supermarkt, der praktischer Weise gleich ums Eck liegt. Er erinnerte mich doch sehr an den Konsum aus meiner Jugend. Als Veganerin durch so einen Markt zu gehen, ist äußert unbefriedigend. Aber wir kauften Nudeln und Tomatensoße, dass geht immer. Und Schokolade (vegan) von Laima, die (Marke) mir empfohlen wurde. In der Wohnung ließen wir uns dann den Einkauf vom Zentralmarkt schmecken. So einfach und so lecker!!!!! Ach und hier gab es die zweite Ausnahme in Bezug aufs vegan sein: eine Art Quark, den wir auf gut Glück gekauft hatten, bzw. bei dem wir uns nicht getraut hatten, keinen zu kaufen, nachdem die Verkäuferin uns von allem hat kosten lassen und dann begann, diesen einzupacken. Die Schokolade schmeckte dagegen echt eklig 😉 ! Naja, besser für die Figur! Nach diesem langen Tag, schliefen wir rasch ein.
TAG 2
Nach dem Morgenprogramm (Frühstück, Yoga, fertig machen) ging es 11 Uhr zu Fuß wieder los Richtung Stadt. Diesmal hielten wir uns aber links und liefen dann am Ufer der Daugava entlang bis zur Lettischen Nationalbibliothek. Das Wetter war wunderbar.
Für Architekturliebhaber ist Riga ein Muss. So viele verschiedene Stile, alles irgendwie schön anzusehen!
Holzhäuser, wie sie hier üblich sind, alte Häuser, die wie im Schlaf liegen, die Bibliothek, die wirklich spacig aussieht, Jugendstilhäuser, Häuser mit Zink(?)dächernund und und…
Schließlich kamen wir im Pārdaugava Viertel an.
Schließlich kamen wir an einer russisch orthodoxen Kirche vorbei und schlagartig wurde uns klar, das Pfingstsonntag ist. Wir durften von der anderen Strassenseite beobachten, wie alle Leute samt Priester aus der Kirche kamen und singend einmal um diese zogen. Wieder an der Tür angekommen, besprengte der Priester alle mit Weihwasser. Dabei betrieb er auch ganz unpriesterlich einigen Schabernack und besprengte die Leute mitten ins Gesicht mit dem Wasser. Alle hatten Birkenzweige in der Hand und es wirkte feierlich und fröhlich zugleich. Da die Birke mein Lieblingsbaum ist, kauften wir von der alten Frau am Strassenrand auch ein paar Zweige.
Schließlich machten wir kurz vor dem Kalnciema Viertel kehrt und überquerten die Daugava auf der Vanšu Brücke. Da wir zu diesem Zeitpunkt schon etwa 6 km gelaufen waren, wollten wir lieber gleich rüber auf die andere Floßseite und dem Mittagessen näher kommen, als uns die Insel Kīpsala anzuschauen.
So landeten wir im Kronvalda Park und machten Rast. Der Affe im Weltraumanzug steht da, um allen im Weltraum verstorbenen Tieren zu gedenken. Ich habe da bisher noch gar nicht drüber nachgedacht, aber dieses Denkmal hat mich zum Denken gebracht!
Weiter ging es zu Alberta iela – das Jugendstil-Highlight in Riga.
Von hier aus ging es in einer der großen Strassen, zur Krisjana Barona. Hier entdeckten wir einen Adidas Outlet, was allgemein Ah und Oh Rufe zur Folge hatte. Da wir jedoch am Rande der Erschöpfung waren, da Beinaua und Hunger, gingen wir weiter in die Altstadt hinein.
Hier landeten wir beim Fat Pumpkin, ein veganer Laden. Da der Kellner des Englischen nicht wirklich mächtig war, kam der Oberkellner oder Chef oder so. Das Ding war nämlich, dass die Burger hier sehr einfallsreiche Namen hatten, aber nichts darauf hin wies, um welche Art Burger es sich da handelte. Aber das konnte geklärt werden und wir bestellten und aßen und tranken. Sehr schön fand ich, dass wir stilles Wasser einfach so dazu bekamen. Die Burger schmeckten gut, die Kartoffelspalten so lala. Das Ganze war, da Altstadt und Touri und so relativ teuer, aber halt vegan!!!
Derart gesättigt und erholt, gingen wir in den Supermarkt im Center und kauften ein. Danach organisierten wir uns ein Pandataxi, was nicht so einfach war, da viele Taxifahrer uns anscheinend regelrecht ignorierten.Letzendlich hatten wir eines, aber ich vergaß den Preis vorher zu erfragen. So zahlten wir 8€ statt 4€, aber naja. Zu Hause angekommen gab es dann nach kurzem Ausruhen leckeres Abendbrot. Der Tag endete mit Karten spielen!
TAG 3
10:30 verließen wir die Wohnung und gingen mutig zur Bushaltestelle um die Ecke. Heute fahren wir mit den Verkehrsmitteln – so! Der Bus 40 kam dann auch prompt und ich stieg vorn ein, um beim Fahrer zu bezahlen. Als dieser meinen Versuch Fahrkarten zu kauen bemerkte, winkte er mich gleich forsch weiter. Ok, dann halt nicht!
Dabei fällt mir ein, dass ich letztes Mal vergass von der Verkäuferin zu erzählen! Ich bin ja von Deutschland dieses „Guten Tag“ und „Bitte. Danke!“ und „Das macht dann … €“ und „Ihnen einen schönen Tag“ gewöhnt. In Riga habe ich nur sehr selten Verkäufer und Käufer mit einander reden hören. Erst dachte ich, es liegt daran, dass ich kein Lettisch kann, aber so wie mich hat die Verkäuferin auch die vor und nach mir Kommenden behandelt. Und nicht nur sie. Ich habe ja die Angewohnheit, in manchen Augenblicken weg zu träumen. An Kassen passiert mir das regelmäßig. Ich glaub, wir standen knapp 5 Minuten einfach nur da: ich durch die Luft schauend, die Kassieren stumm mich anschauend und alle andern wartend. Dann checkte ich die Lage, bezahlte und wurde mit einem völlig ausdruckslosem Gesicht angeschaut. Fühlte sich fremd an!
Aber nun ja, zurück zum Bus. In dem saßen wir nun und fuhren eine knappe Stunde bis zur Endstation in Jugla. Als mir mein Bauchgefühl sagte, wir sollten aussteigen, hörte ich leider nicht richtig zu und so bogen wir von der Hauptstraße ab und fuhren durch eine dörfliche Gegend bis zu einem Busbahnhof im Nirgends. Es gab aber einen Super,parkt! Hier stillten wir erstmal Kaffeedurst und kleinen Hunger und ich bemühte mich in der Apotheke heraus zu bekommen, wie wir zu unserem Ziel kommen. Die erste Apothekerin bekam gleich einen leicht panischen Blick als ich sie auf Englisch anredete und verwies mich an die jüngere Kollegin. Nachdem diese noch 10 min. mit der Kundin vor mir beschäftigt war, konnte sie mir erklären, welche Busse ich nehmen soll, um zum Ziel zu gelangen. Als ich sie fragte, ob ich auch zu Fuss gehen kann, gab sie mir keine Antwort, sondern erklärte mir noch einen anderen Busweg. Sie war so nett, ich alles aufzuschreiben. Als ich dann noch einmal nach einem Fußweg fragte, ignorierte sie das wieder und fragte, ob ich alles verstanden habe und dass sie mir viel Glück wünsche. Beim Busbahnhof stellte sich heraus, dass der empfohlene Bus in 40 min. fährt. Für uns zu lang. Also zur Kartenverkäuferin, die erstaunlich gut Englisch sprach. Aber auch hier: immer wenn ich die Frage nach einem Weg zu Fuß stellte, wurde die einfach übergangen. ich kam mir wie in einem spooky Film vor, in dem sich alle verschworen haben, die Protagonistin zum Wahnsinn zu treiben. Also kaufte ich Fahrkarten und wir nahmen einfach den nächsten Bus, der in etwa in die richtige Richtung fuhr. Wir kamen an der schon bekannten Kreuzung an der Hauptstrasse an, stiegen um und fuhren noch eine Station weiter bis zu unserem Ziel:
Das Ethnologische Freiluftmuseum
Sofort war alles Hin und Her vergessen, als wir den Wald betraten. ich spürte, wie sehr ich Natur vermisst hatte und war sehr froh, dass wir hier her gefahren sind. Der Eintritt war etwas teuer als auf der Webseite angegeben, 7€ statt 4€ fürs Familienticket, aber für deutsche Verhältnisse immer noch lachhaft gering.
Anfangs schien es so, als wären wir die einzigen Menschen im Park. Am Wochenende zuvor hatte es hier eine Veranstaltung gegeben und die Reste konnte man noch sehen. Wir waren aber sehr zufrieden mit der Leere und Stille.
Das Museum bot mehr, als ich erwartet bzw. erhofft hatte. Wir liefen etwas mehr als 2 Stunden herum und brachen das Ganze dann nur auf Grund der Wetterverhältnisse ab. Es war so schön durch all die alten Häuser zu gehen. Die ganze Anlage ist gut durchdacht und wirklich schön und sinnig angelegt. es war wie ein Ausflug in eine vergangene Zeit.
Hier ein paar Eindrücke für euch:
Die Häuser liegen nach den verschiedenen Zeiten und Orten geordnet in kleinen Gruppen im Wald verteilt.
Die Gärten um die Häuser haben mir sehr gefallen und ich habe einige neue Methoden gelernt, wie man einen Zaun bauen kann.
Und ich war völlig hin und weg von den Inneneinrichtungen. Ich weiß, dass da Leben damals hart gewesen war und voller Unannehmlichkeiten. Dennoch fühle ich sofort eine Sehnsucht, wenn ich solche Räume sehe und möchte gern darin leben.
Sehr sinnig erdachte Arbeitshäuser.
Und wunderschöne Naturerlebnisse.
Sinnig erdachte Erfindungen, die teilweise sehr schön und in einem Fall auch sehr gruselig sind, wie z.B. die Holzklingel, die Wärme- und Lüftungsdämmung und die freischwingende Wiege, die Aufbewahrungsvorrichtung, der Trittstein, Ziehbrunnen und eine Art Pranger vor der Kirche.
Am schönsten fand ich den Teil, der am Rand des Waldes am Wasser lag! Traumhaft!!!
Als es dann anfing immer stärker zu regnen, machten wir uns auf den Heimweg. Dies ging nun etwas geschmeidiger und der Bus 40 fuhr uns zurück und setzte uns vor der Altstadt und zwar an der Gertrudes iela ab. Von dort liefen wir zum Raw Garden in der Skolas iela, das gestern zu hatte. Heute hatte es auf und wir bekamen sehr leckeres und preisgünstiges Essen. Es gab gepresste Säfte, Avocado-Burger und ein neu mit Suppe und einem Quinoa Gericht. Alles vegan und wirklich sehr lecker! Zum Nachtisch gab es dann süße Leckereien. Wir kauften auch noch Kekse für zu Hause ein.
Derart gesättigt ging es nun noch einmal zum Adidas Shop und ich zückte meine Kreditkarte und machte jedem meiner Liebsten ein Geschenk 😉 ! Es ist schnöder Konsum, kann aber durchaus auch glücklich machen, wenn andere sich so freuen! Es gab eine Sporttasche, eine Umhängetasche und ein paar Turnschuhe.
Schließlich schlenderten wir noch einmal über den langsam schließenden markt und fuhren dann mit dem Bus 40 nach Hause. Mein erneuter Versuch, Fahrkarten zu kaufen scheiterte wieder am völligen Desinteresse des Fahrers.
Zu Hause habe es dann eine Dokumentation auf ZDF und leckeres Abendbrot mit Keksen zum Nachtisch.
Dies war ein wirklich schöner und erfüllter Tag!
TAG 4
Mit dem Bus 19 (ein Oberleitbus) fuhren wir bis zur Central Station. Wir hatten nicht gleich klar, wo der Eingang für die Bahnstation war und liefen erstmal noch suchend über den Markt.
Als wir dann aber den bzw. einen Eingang gefunden hatten, bekam ich erfreulicher Weise in Rekordzeit raus, wo ich welche Karten für die Fahrt kaufen kann. (Eine einfache Fahrt kostet ganze 1,40€ und kauft man Hin und Rückfahrt zusammen, gibt es noch einen Rabatt!) Noch souveräner fanden wir den Bahnsteig und konnten so gerade noch den Zug Richtung Tukums. Unser Ziel war Jūrmala, der Badeort der Rigaer an der Ostsee. Genauer gesagt, sind es mehrere Orte, die aneinander gereiht dort liegen. Wir wollen in Major aussteigen, da dieser auf der Karte am nähestem dem Meer gelegen war und so schön klingt. Die Fahrt dauert 30 min., die in dem bequemen Zug schnell vergingen.
Wir waren nicht die einzigen, die an diesem Tag auf die Idee gekommen sind, ans Meer zu fahren. Auch viele deutsche Wörter konnten wir aus der Masse, die sich Richtung Strand wälzte entnehmen. Wir warteten bis der erste Pulk von dannen gezogen war und gingen dann zur Jomas iela, der Flaniermeile des Ortes. Diese gingen wir jedoch nur kurz entlang, da es uns ans Meer zog. Eine Querstrasse weiter und noch wenige Meter später, war er da: Der Blick aufs Meer! Ach – herrlich – immer wieder!
Wir gingen barfuss am Strand entlang und waren freudig überrascht, wie sauber das Wasser und der Strand dort ist. So gar durch die Algen- und Seegrasbüschel konnten man gefahrlos durchwaten. Schließlich sprang die eine Hälfte in die kalten Fluten und die andere legte sich in den warmen Sand und aß von Möwen genauestens beäugt das mitgebrachte Essen.
Nach einer sehr erholsamen Rumliegezeit, ging es wieder am Meer zurück. Bevor wir den Strand verließen ging s nochmal auf einer der kuriosesten Toiletten, die ich je sah: Es gab kein Licht, was zur Folge hatte, dass ein ältere Dame bei halbgeöffneter Tür ihr Geschäft verrichtete. Ich lobte mein Handy und nutzte die integrierte Taschenlampe. Leider hatte ich übersehen, dass das Toilettenpapier beim Eingang an einer großen Rolle hing und man sich seine Ration mit nehmen musste 😉 ! Aber naja, auch das war zu überstehen!
Schließlich pilgerten wir zurück zur Jomas iela und diese entlang. Es kam so richtig Urlaubsgefühl auf!
Wir liefen bis nach Dzintari und dann zur Station. Nach nur 20 minütigen Wartezeit kam der Zug Richtung Riga, der diesmal wesentlich voller war. Müde vom Strandtag kamen wir wieder in Riga an, zockelten noch einmal über den Markt um Naschwerk, Obst und Gemüse zu kaufen und fuhren dann mit dem Bus 19 zurück nach Hause.
Es war wirklich ein wunderschöner Tag mit traumhaftem Wetter! Unbedingt auch machen, wenn ihr mit etwas Zeit in Riga seid!
TAG 5
Tag 5 startete etwas unentschieden: das Wetter war weder gut noch richtig schlecht und wir wußten nicht so genau, wonach uns der Sinn steht. Ach ja, die Urlaubssorgen der Wohlständler 😉 !
Eigentlich wären wir sehr gern nach Sigulda gereist, aber per Bahn gab es da nur als zwei Stunden einen Zug und man fuhr auch über eine Stunde. Da zudem noch Regen angesagt war, war uns das alles zu unsicher. Letztendlich war die Entscheidung für diesen Tag die richtige, aber Sigulda hätte ich wirklich sehr gern gesehen!!! Ein andern Mal 😉
Als wir uns dann in sehr gemächlichen Tempo fertig gemacht hatten, ging es los mit dem Bus in die Moskauer Vorstadt. Die hatten wir bisher eher stiefmütterlich behandelt und wollten uns heute nun Zeit für sie nehmen.
Besonders beeindruckend war die Gedenkstätte der Großen Choralsynagoge, die aus deren Ruine besteht. (ob sie nun wirklich zur Moskauer Vorstadt gehört, weiß ich nicht, aber es ist ein Gebiet.) Ich habe hier nicht fotografiert, da es mich jedesmal zu tief trifft, an solchen Orten zu sein.
Dazu hier kurz dies:
„Am 4. Juli 1941 sperrte eine Gruppe von lettischen Nationalisten etwa 300 Juden in die Große Choralsynagoge in der Gogolstraße. Zuvor hatten sie die gesamte Inneneinrichtung zerstört, die Trümmer in der Mitte der Synagoge aufgeschichtet, mit Benzin übergossen und angezündet. Die Synagoge brannte bis auf die Grundmauern ab. Niemand der Eingesperrten überlebte. Juden, die versucht hatten durch die Fenster zu entkommen wurden erschossen.“ Quelle
Für zwei von uns Reisenden waren das neue, eigentlich unfassbare Informationen. Das Menschen sich so etwas antuen können? Daraus entspann sich ein Gespräch über die Situation des heutigen Israels und die beiden nahmen sich vor, ihre Israelarmbänder, die eine Austauschschülerinnen ihnen mal schenkte, herauszusuchen und öffentlich zu tragen.
Nach diesem Erlebnis samt Gespräch war uns das Museum zum Ghetto, welches sich auch hier findet, zu viel. So liefen wir durch die Strassen und nahmen die Eigentümlichkeit dieses Viertels auf. Besonders imposant und zu Beginn der Reise auch das erste Gebäude, welches wir bewußt wahrnahmen, ist die Akademie der Wissenschaften. Leider kostet eine Besteigung bzw. der Ausblick von oben 7€ pro Person und da zudem diesiges Wetter herrschte, schenkten wir uns das.
Hier fotografische Eindrücke der Moskauer Vorstadt:
Nach relativ kurzer Zeit verließen wir die Moskauer Vorstadt über die Turgeneva iela und die Dzirnavu iela Richtung Norden und liefen einen Kilometer auf der Aleksandra Čaka iela entlang zum unscheinbar aussehenden veganen Café Terapija in der Bruninieku iela. Nach dem die Alexandra Čaka iela wie eine russische Variante Neuköllns anmutete, war die Atmosphäre im Café sehr angenehm locker, unkonventionell und entspannt. Wir setzten uns nach rascher Bestellung am Tresen und zwei der Mitbewohner fingen erstmal an mit den vorhandene Karten zu spielen. Es kam bald ein köstliches Essen: Suppe, Sandwich, Bowl und leckere Brause dazu. Die Preise waren dabei ein Traum. Wir verweilten und entspannten etwas länger und machten uns dann gemächlich auf den Weg zurück zur Altstadt.
Im Café hatte man uns den Tipp gegeben doch mal im Bioladen Dabas Stacija vorbei zu schauen, da sie von dort einige Dinge beziehen. Als gingen wir zuerst zur Lāčplēša iela und kauften dies und das.
Anschließend ging es die Brīvības iela an der russisch-orthodoxen Kirche und dem Freiheitsdenkmal vorbei in die Altstadt.
Dort liefen wir die Vaļņu iela nach links hinein zum Buchladen Globus, der auch eine relativ große Abteilung englischer Bücher hat und dann zurück und die Torņa iela an der Stadtmauer entlang.
Inzwischen fiel ein leichter Regen, der sich anschickte ein großer zu werden. Etwas ziellos liefen wir Richtung Park und entschlossen uns dann, ein Museum unsicher zu machen. Praktischer Weise lag das Lettische Nationale Kunstmuseum nicht weit entfernt und so gingen wir dort hinein. Die Preise und die Atmosphäre des Baus waren sehr angenehm. Eine Weile hielten wir uns bei der goldenen Treppe, die zu den Garderoben führt auf und rätselten, wie die ganzen Handabdrucke dorthin gelangten. Dann schauten wir uns die Bilder an. Die Bilder hingen mit viel Platz in dem wirklich schönen Museum. Es waren jetzt keine dabei, die mich umrissen, aber es hatte etwas sehr beruhigendes sich in einzelne Bilder hineinzuarbeiten bzw. sie auf mich wirken zu lassen. Als wir durch alle vier großen Räume durch waren, überlegten wir noch, wie wir dieses Haus nutzen und zimmermäßig aufteilen würden, wäre es unser Zuhause. Man bräuchte auf jeden Fall einen Putzroboter, das war klar! Kurz bevor wir gingen entdeckten wir ganz unten noch die weiteren Ausstellungsräume. Erst einmal waren wir erstaunt über den Einblick, den man hier in die Aufbewahrung von Gemälden bekommen konnte und dann folgte noch ein kleiner aber interessanter Rundgang, auf dem es manches zu entdecken gab.
Als wir das Museum verließen regnete es Bindfäden und da wir auch recht erfüllt vom Tag waren, gingen wir „schnell“ zur Haltestelle (wir brauchten ganze 15 min., um diese zu finden) und fuhren nach Hause. Dort gab es ein gemütliches Abendbrot, welches angeregt von der Kunstzufuhr wahrscheinlich, schnell zu ganz eigener Kunst ausartete 😉
So ging es auch dieser Tag vorbei und vor uns lag der letzte Tag in Riga.
Tag 6 und Abreise
Am 6. Tag wußten wir nicht mehr so recht wohin mit uns. Es wäre gut gewesen sich für Tag 5 und 6 ein Auto zu mieten aber wir hatten weder rechte Lust noch wirklich Geld dafür übrig. So taten wir etwas, was man normaler Weise wohl gleich zu Beginn machen würde:
Wir schlenderten durch die Altstadt und schauten mal richtig hin!
Und das lohnt sich definitiv. Nachdem wir es erstmal geschafft hatten, die vielen menschen auszublenden, entdeckten wir die wunderschönsten Kleinigkeiten an Häusern.
Wir liefen als um die Petrikirche herum, am Schwarzhäupterhaus entlang, welches wirklich beeindruckend aussieht und machten auch bei den Bremer Stadtmusikanten kurz Halt. Hier saß eine junge Frau die sehr schön auf einer Kantele spielte und dazu sang.
Von hier aus streunten wir durch die Gassen zwischen der Skārņu iela und der Kalēju iela. Hier gibt es wirklich schöne, kleine Läden und in einem kauften wir Ohrringe für mich, eine Kette für die eine, einen Schiff aus Bernstein für die andere Mitbewohnerin und ein Feuerzeug für die Große. Sehr glücklich ging es weiter!
Wir liefen kreuz und quer bis zum berühmten Katzenhaus.
Es gibt wirklich so viel zu sehen und entdecken, wenn man mit wachen Blick an den Häusern entlang geht.
Nun hatten wir Hunger und kehrten wieder bei Raw Garden in der skola iela ein. Leider gab es keinen Avocadobürger, aber die Gemüsenudeln und der Rest waren auch sehr lecker. Und diesmal gönnten wir uns auch himmlisch leckeren Süßkram! Ein Traum und das in vegan!!!
Dann ging es zurück, wieder am Freiheitsdenkmal vorbei, durch den Park und auf den Bastionshügel. Ein schöner Ort, den wir zum Glück noch angeschaut haben!
Anschließend gingen wir in die Rigaer Börse, ein Museum, dessen Webseite versprach Bilder von Nicholas Roerich auszustellen. Da ich diesen Maler sehr mag, aber noch nie ein Original gesehen hatte, freute ich mich sehr drauf. Als ich die etwas ältere Dame am Kartenschalter fragte, welche Eintrittskarte ich bräuchte, um Roerich sehen zu können, antwortete sie mir auf Lettisch. Als ich sie in Englisch und Russisch darauf hinwies, dass ich kein Lettisch verstehe, antwortete sie mir wieder etwas auf Lettisch. Daraufhin wechselte ich in Einwortsätze und Gebärdensprache. Während sie konstant Lettisch sprach, konnte ich langsam verstehen, dass sie hier keine Roerich Bilder hätten. Als ich sie darauf hinwies, dass die Webseite aber damit wirbt und das ja irgendwann also mal Roerich Bilder da gewesen sein mussten, wurde sie unfreundlich und gab mir zu verstehen, dass es hier kein Roerich gibt und quasi nie gegeben hat. Ich solle mir doch die Prado Kollektion ansehen. Die wollte ich aber nicht. Also kauften wir reguläre Tickets und machten uns auf die Suche. Die Gemälde Galerie war winzig und vollgestopft mit merkwürdigen Bildern. Die Orient Ausstellung war schön anzusehen und der Sakropharg mit Mumie war gruselig. Aber keine Spur von Roerich. Als wir dann die junge Verkäuferin im winzigsten Museumsshop der Welt danach fragten, konnte sie zwar Englisch aber wußte nichts über einen Roerich. Als ich sie darauf hinwies, dass hinter ihr mehrere kleine Kopien von Bilder von ihm zum Verkauf standen, wußte sie zwar nun, dass das Roerich ist, aber konnte uns dazu auch nicht mehr sagen. Etwas enttäuscht und zutiefst irritiert über die lettische Art gingen wir zum Ausgang. Inzwischen hatte es begonnen zu regnen. Also huschten wir über den Domplatz von Eingang zu Eingang und gelangten so schließlich zur Brücke, die über die Daugawa ins Viertel mit den schönen Holzhäusern führt.
Dort stellten wir uns unter bis es weniger regnete und wechselten dann auf die andere Flußseite über. Hier gingen wir zum Marktplatz im Kalnciema Viertel, wo ein Open Air Konzert stattfinden sollte.
Als wir ankamen, schien das aber noch eine ganze Weile hin bis zum Beginn und daher machten wir uns auf den Heimweg. Der Plan war, ein Stück zu laufen und dann ein Pandataxi zu erwischen. Leider waren alle besetzt und das eine, was frei war, gehörte einem unfreundlichen Menschen, der mich auf Lettisch anmaulte, so als sei das eine Dreistigkeit mit einem freien Taxi mitfahren zu wollen! Also liefen wir, kauften etwas ein, liefen wieder, verliefen uns und trafen nach ganzen sechs Kilometern zu „Hause“ ein. Anstrengend war es, aber auch ein schöner Abschiedsgang.
Völlig erschöpft schliefen wir nach einem Reste Abendbrot früh ein.
Am nächsten Tag war dann packen und aufräumen angesagt. Als wir mit allem fertig waren, riefen wir, weise geworden, per Handy ein Pandataxi zur Wohnung. Und als krönenden Abschluss durften wir mit einem jungen, sehr gut Englisch sprechenden und freundlichen Taxifahrer zum Flughafen fahren. Hier waren wir viel zu früh, aber das Alan half über die Wartezeit hinweg. Es gab interessanter Weise ein Schaufenster im Flughafen, dass über die Tierquälerei in Bezug auf die Verwendung von Leder und Fellen und so weiter aufmerksam machte. Ein eifriger oder aber gelangweilter Mitarbeiter von Ryan Air musste dann noch meinen Koffer und dessen Maße checken, obwohl mir kurz vorher schon jemand mitgeteilt hatte, dass der Koffer wegen Platzmangel in den Bauch des Flugzeuges muss. Das war sehr nervig, aber naja. Schließlich ging es in den Flieger, der gerade erst von den vorherigen Passagieren verlassen wurde und auch dementsprechend aussah und nach einem holperigen Start waren wir in der Luft (Ryan Air will ich so schnell nicht wieder!), ein letzter Blick auf Riga und zurück ging es nach Berlin!
Es war eine schöne aber auch eine kuriose Reise. Sie war lang und dennoch gibt es das ein oder andere, da sich gern noch gesehen hätte. Vielleicht machen wir nochmal eine Autotour durch die Baltikländer, wer weiß!
- Die genaue Adresse auf einem Zettel dabei haben und dem Fahrer unter die Nase halten, denn das mit der richtigen Aussprache kann ganz schön schwer sein auf lettisch und der richtige Strassen name mit der richtigen Hausnummer führen noch lange nicht zum Ziel, wenn die Wohnungsnummer nicht stimmt oder die Postleitzahl etc..
- Immer vorher nach dem etwaigen preis der Fahrt fragen. Manche reagieren etwas pampig, aber es ist die sichere Variante, dass entweder dieser Preis dann gilt oder das Taximeter angemacht wird.
- Nur weil ein Taxi frei ist, heißt das noch lange nicht, dass der Taxifahrer Lust hat, dich mitzunehmen.
FÜRS EINKAUFEN:
- Der bestsortierteste, größte und vielseitigste Supermarkt ist der Rimi. Hier findet man auch Humus, nicht ganz so krass teuere Milchalternativen und Couscous und so.
- Ansonsten gibt es ein paar kleine Bioläden, in welchen erstaunlich viel deutsches Zeug verkauft wird.
- Noch besser ist es aber, alles auf dem Markt zu kaufen. Versuch aber gar nicht erst, die Menge großartig zu beeinflussen: du bekommst, was die Marktfrauen dir in die Tüte packen 😉 !
FÜRS FAHREN MIT BUSSEN
- Es interessiert anscheinend keinen, ob du eine Fahrkarte hast … mach dir nicht die Mühe, eine zu kaufen!
- Schau dir vorher echt gut an, wo du aussteigen musst, mit welchem Bus es wohin geht etc. , denn: die Infos an den Haltestellen und im Bus helfen dir nicht wirklich weiter!
- Nur weil es eine Haltestelle in die eine Richtung gibt, heißt das noch lange nicht, dass es gegenüber eine in die andere Richtung geben wird. Versuche es doch ein paar Strassen weiter … da ist sie dann auf einmal!!!
VEGAN ESSEN
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