Eine Woche – vier Städte

Samstag bis Montag: PRAG

Ich hatte mich im November letzten Jahres für eine Woche Urlaub Anfang Februar eingetragen, ohne einen Plan zu haben, was ich da machen sollte. Und auch wenn der Gedanke an meinen Keller und das Chaos dadrinnen, ein zu Hause bleiben durchaus gerechtfertigt hätte, wollte ich losziehen. Und dann hatte ich einen verrückten Gedanken: ich kann doch einfach in so viele Städte, wie möglich reisen. Spaßeshalber begann ich damit, eine Route auszusuchen. Irgendwann ging ich dann mit mehr Ernst an die Suche und fing an, Busfahrten rauszusuchen und Hostels auszukundschaften. Und dann kam der Moment, an dem ich alle Bälle, die ich hochgeworfen hatte, wieder auffing und Busfahrten und Übernachtungen buchte.

Das war schon aufregend. Die Zeit danach und also vor dem Losfahren war auch aufregend, weil ich die ganze Zeit dachte: Ach herrje, was haste denn da gemacht…

Und dann kam der Tag und ich setzte mich in den ersten Bus und konnte gar nicht glauben, dass es jetzt wirklich losgehen sollte.

Der erste Bus brachte mich von Berlin nach Prag in viereinhalb Stunden Fahrt und für 18,90 Euro.

In Prag angekommen, lief ich erstmal zum Hostel, dem Safestay, zehn Minuten von der Karlsbrücke entfernt und legte meine Sachen ab. 

Als ich vom Bahnhof aus loslief, fühlte ich mich etwas einsam und dachte schon, dass das doch irgendwie eine ziemlich blöde Idee war, so ganz allein los zu ziehen. Aber kaum betrat ich die Altstadt, ging mein Herz auf und ich war glücklich und dankbar, hier sein zu dürfen und das alles sehen zu können.

Für zwei Stunden zog ich dann durch Prag, verweilte auf dem Marktplatz, lief durch die Gassen, immer der Nase nach.

Dann kehrte ich bei Forky ein, wo ich ja schon in Brno sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. Danach ging ich dann wegen des einsetzenden Regens wieder ins Hostel, trank da noch ein Bier und ging relativ früh zu Bett. Das Zimmer teilte ich mir mit vier anderen Frauen, die kamen, wenn ich schlief und schliefen, wenn ich ging.

Am nächsten Morgen ging es dann 10:45 Uhr wieder los durch die Stadt. Erst in ein Café, in dem es Latte mit Pflanzenmilch gab und dann endlich über die Karlsbrücke.

Ich schlenderte kreuz und quer durch die Kleinseite und schließlich hoch zur Burg. Hier kam ich genau zur Wachablösung an und schaute diesem merkwürdigen Brauch dann in Gänze zu. Aber die Blasmusik, die dazu live aus den Fenstern heraus gespielt wurde, gefiel mir sehr gut.

In einem Souvenirshop kaufte ich Postkarten und einen Magneten für meinen Kühlschrank, weil ich plötzlich dachte, dass das bestimmt schön wäre, wenn ich dann dort von jeder Stadt einen hängen hätte.

Dann ging es wieder bergab und zu einem veganem Restaurant, das traditionell tschechisches Essen serviert. Im Vegan‘s Prague aß ich dann also ein ‚Gulasch‘ und trank Ingwertee. 

Dann ging es zum Kafkahaus. Die Große hatte mir als Challenge drei Aufgaben gegeben: 1. Finde den nackten Mann beim Kakfahaus – habe ich leider nicht gefunden… 2. Finde den Brunnen, in den zwei nackte Männer pinkeln (und trink vom Wasser des Lebens) – habe ich gefunden, aber mich nicht getraut, meine Hand unter den Strahl zu halten, weil so viele Menschen herumstanden und ich mir dachte, dass das dann doch vielleicht ein bisschen krass wirken könnte. Das sind so Sachen, wo ich merke, dass ich so allein unterwegs zurückhaltender bin, als ich es zu zweit oder so wäre. 3. Stelle dich auf eine leere Kreuzung und höre den Taktaktak der Ampeln zu – da die Große garantiert zu anderen Zeiten in der Stadt als ich unterwegs war, stellte sich mir das Problem des Verkehrs noch. Auch hatte es mittlerweile angefangen zu regnen und daher wurde alles Tak verschluckt. Aber ich stellte mich neben eine Ampel an den Rand einer Kreuzung und versuchte mir vorzustellen,wie es wäre…

Ich lief dann einmal quer durch die Stadt und zum Stadtmuseum. Ich war froh, als ich endlich im Warmen und Trockenem angekommen war und zog gemütlich durch die Ausstellungsräume. Es waren ein paar ganz schöne Sachen zu sehen und vor allem der Nachbau der Stadt Prag aus Papier und Holz aus dem Jahre 18weißichwas war beeindruckend.

Am nachhaltigsten beschäftigte mich aber der Ausstellungsraum über die Zeit von 1939 bis 1989. Die Zusammenhänge zwischen dem Tod des Studenten Jan Opletal, der nach Verletzungen, die ihm durch die deutsche Polizei bei der Demonstration zum Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei am 28. Oktober 1939 zugefügt worden war, am 11. November 1939 starb und dem Studenten Jan Palach, der sich am 16. Januar 1969 auf dem Wenzelplatz selbst verbrannte, als Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings und am 19. Januar dann seinen Verletzungen erlag sowie den Ereignissen in Prag in den Jahren 1988 und 1989, in der unter anderem die Tode dieser beiden jungen Männer mit Antrieb gaben, das Ende des Sozialismus einzuläuten. Wie verbunden doch die Ereignisse der Geschichte sind und wie selten wir diese Verbundenheit durchschauen. Und wieviel Hoffnung können wir dahinein setzen, dass auch unsere jetzige Taten vielleicht einmal Auswirkungen haben können, die größer sind als es jetzt vermuten lässt.

Mit diesen Gedanken im Sinn ging ich wieder durch die Stadt zurück und setzte mich in einem Einkaufscenter ins Loving Hut, welches ich schon aus Hannover kannte.

Anschließend ging ich zur Astronomischen Uhr am Rathaus und wartete auf das Glockenspiel. Da es noch zehn Minuten Zeit war bis dahin, versuchte ich die Uhr per Wikipediaeintrag zu verstehen… naja.. das klappte so mäßig. Aber als es dann losging, gefiel mir besonders das Skelett mit der Glocke sehr gut.

Dann ging es ein letztes Mal auf die Karlsbrücke und schließlich zurück ins Hostel. Für zwei Nächte hier bezahle ich übrigens 24 Euro. Wie es so ist, kann ich gar nicht sagen, da es mein erster Besuch eines Hostels ist, aber ich würde es mal als ganz ok einstufen…

Der erste Teil des Experiments: Ich reise allein umher, ist also als völlig gelungen anzusehen. Prag ist wunderschön und ich nehme viele beeindruckende Erinnerungen mit. 

Irgendwann war ich übrigens schon mal hier. Aber ich weiß weder wann, noch mit wem… erinnere nur die Karlsbrücke, einen Angler, der an einem runden Gulliloch sitzt und die Uhr. 

Naja, jetzt habe ich, während ich an die 37.200 Schritte durch Prag gelaufen bin, neue Erinnerungen bekommen und die nächste Stadt kann kommen.

Montag bis Mittwoch: WIEN

Am nächsten Morgen ging es dann weiter nach Wien. Wieder viereinhalb Stunden Busfahrt, diesmal für 14,90 Euro.

Ich kam in Wien Erdberg an und fuhr mit der U3 in die Innenstadt.

Das Verkehrssystem hier gefällt mir richtig gut: alles sehr übersichtlich und informativ und wenige Fahrkarten zur Auswahl.

Auf dem Weg zum Hostels kam ich quasi am Swing Kitchen vorbei und da ich davon ja in Berlin schon so ein Fan bin und es ja eigentlich aus Österreich importiert ist und es Mittagszeit war, kehrte ich dort erstmal ein.

Danach ging es dann aber zum Hostel. Ich nächtigte im Wombats City Hostel am Naschmarkt und dort war es richtig gut. Ich hatte ein helles Riesenzimmer und die ganze Atmosphäre war sehr angenehm, offen und freundlich. Für zwei Nächte zahlte ich 30 Euro. Das Hostel in Prag hält diesem Vergleich in keinster Weise stand.

Als ich aus der U-Bahn ausgestiegen war, fühlte ich mich von der Größe Wiens irgendwie erschlagen und wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Nach dem positiven Erlebnis mit dem Hostel fasste ich aber wieder frischen Mut und zog los. Zur Karlskirche, durch die Einkaufsstraßen, am Franziskaner- und allen möglichen anderen Plätzen vorbei, natürlich zum Stephansdom und dann schliesslich zum Haus der Musik.

Hier schaute ich mir die Ausstellung an und fand das Ganze richtig gut und kurzweilig gemacht. Besonders den Teil zu den Klangwellen und so fand ich spannend und natürlich die ganze Beethovenabteilung.

Mit 16 hab ich morgens nach dem Aufwachen erstmal die 5. Sinfonie gehört und in Folge dann bis 18. alles an Lesematerial über Beethoven verschlungen und später dann viele Stücke auf dem Klavier gespielt.

Auf dem Weg zurück ins Hostel kaufte ich mir ein paar Aufstriche und Brot und so fürs Abendbrot. In der Küche des Hostels war dann das Gedränge groß, aber ich wurschtelte mich so durch und hatte ein leckeres Essen.

Die Nacht war gut, mittlerweile waren wir zu fünft im Sechsbettzimmer und am nächsten Morgen gönnte ich mir das Frühstückbuffet im Hostel. Sie hatten sogar Pflanzenmilch und Humus da.

Danach ging es mit der U4 bis Heiligenstadt. Hier ist eine der Wohnungen, in der Beethoven während seiner Zeit in Wien wohnte und die daher auch als Beethoven-Museum dient.

Die Ausstellung war wirklich so schön gemacht! So liebevoll und dennoch auch mit genügend Abstand, mit so vielen Fakten und Erklärungen für den Ort und die Zeit, mit so vielen Bildern und Musikstücken von Beethoven und auch durchaus modern. Viele, mir schon bekannte Stücke, konnte ich so nochmal neu hören. Ich war etwa zwei Stunden dort und so zufrieden, als ich wieder in Richtung Wien Zentrum unterwegs war.

Auf dem Rückweg, den ich mit der Tram bewältigte, legte ich einen Stopp in einer neu eröffneten Forky‘s Filiale mit richtig netter Bedienung ein und aß ein Red Curry.

Von dort ging es dann zu Fuß weiter durch den Alsergrund und die Josefstadt an der Hofburg vorbei durch den ersten Bezirk zum Judenplatz samt Museum dort.

Hier traf ich wieder auf sehr nette Menschen, kaufte mir ein Ticket und erfuhr viel über das Leben der Juden und die Synagoge in Wien zur Zeit zwischen 12nochewas und 14nochewas und dann noch so einiges über die Schauspielerin Hedy Lamarr.

Dann ging es zum zweiten jüdischen Museum der Stadt (also die gehören schon zusammen) und dort trank ich erstmal einen Kaffee und aß ein Stück Kuchen. Auch hier gab es kleine nette Gespräche mit den hier arbeitenden Menschen. Es wurde in dieser Ausstellung die Geschichte der Familie Ephrussis erzählt und das fand ich so spannend, dass ich mir glatt das Buch dazu kaufte.

Dann machte ich noch einen Abstecher von einer halben Stunde zum Hundertwasserhaus, weil ich das doch auch gern noch einmal gesehen haben wollte. Natürlich war es schon ziemlich dunkel, aber ich bekam dennoch einen Eindruck und was ich sah, gefiel mir sehr gut.

Dann ging es per vierzig Minuten Fußmarsch wieder zurück ins Hostel. Hier machte ich mir in der wieder vollen Küche ein Porridge und schmierte mir Brote für die nächste Busfahrt. Am nächsten Morgen sollte es 7 Uhr in der Früh in die nächste Stadt gehen. 

Insgesamt lief ich durch Wien etwa 37. 810 Schritte.

Neben dem Offensichtlichen gefielen mir an Wien besonders die süßen Ampelmännchen, die es mancherorts gibt, die alten Straßenbahnen und dass die hier auch so lustige Sprüche auf ihren Mülleimern haben, wie in Berlin.

Nun heißt es Tschüss Wien und Hallo Stadt Numero drei…

Mittwoch bis Donnerstag: ZAGREB

Früh um kurz vor sieben fuhr der Bus von Wien nach Zagreb. Etwas mehr als fünf Stunden für 19 Euro.

Im Bus lernte ich einen Mitreisenden kennen, der auch für eine Nacht in Zagreb blieb und wir verabredeten uns zum gemeinsamen Stadtspaziergang am nächsten Tag.

In Zagreb ging es mit der Straßenbahn vom Busbahnhof zum Zentrum und dann zum Hostel Swanky Mint, wo ich eine Nacht für 13 Euro in einem 16 Betten Zimmer gebucht hatte. Da Check in erst ab 14 Uhr war, stellte ich nur meinen Rucksack ab und ging dann um die Ecke zum Zrno Bio Bistro. Hier aß ich sehr leckere Pasta mit einem Gemüsepesto.

Dann checkte ich ein und verweilte erstmal in meinem Bett. Die letzten Tage steckten mir in den Knochen oder besser gesagt in den Beinen.

Nach einer halben Stunde Pause machte ich mich dann auf den Weg und erkundete etwas die Stadt. Es war so windig, zwar mit Sonne, aber dennoch solche Böen, dass es mich manchmal fast von den Beinen riss.

Aber es war wie immer, wenn ich in Kroatien bin: ich fühlte mich sofort wohl und zu Hause. Ich liebe es, den Einheimischen beim Reden zu zuhören und ich liebe dieses Unperfekte, nicht glattpolierte.

Ob des Windes und der damit verbundenen Kälte lief ich nicht allzu lang umher, sondern setzte mich bald in ein Café, das Melt, trank einen Kaffee und aß einen Energieball. 

Auch Zagreb hat eine Kathedrale, nur im Gegensatz zu Wien ist diese aus hellem Stein, was mir soviel besser gefällt. Zudem muss man auch keinen Eintritt bezahlen, um sie sich anzuschauen, was ich daher auch tat.

Dann drehte ich noch hier und da eine Runde, kaufte bei DM etwas fürs Abendbrot und verzog mich wieder in meine Koje im Hostel.

Hier las ich in meinem neuen Buch, welches mir erfreulicher Weise richtig gut gefällt und ging dann in die Küche und machte mir Abendbrot. Das Hostel ist ein kleines und jeder hier war sehr freundlich und fragte nach dem Namen und Reiseverlauf.

Nach dem Essen verschwand ich dann wieder ins Bett, wo ich noch kurz Besuch von einem betrunkenem Mitbewohner bekam, den ich aber freundlich bestimmt wieder hinausbefördern konnte und der dann mit einer anderen Mitbewohnerin weiter auf Sauftour zog. Ansonsten war nur ein ruhiges Pärchen aus Köln noch im Zimmer.

Am nächsten Morgen packte ich dann wieder meinen Kram zusammen, ließ meinen Rucksack im Hostel und machte mich auf die Suche nach einem Frühstück. Das fand ich in einem kleinen Café und ließ mir dort ein Müsli mit Mandelmilch schmecken. Ich schlenderte dann bis elf noch durch die Stadt, denn um elf hatte ich mich mit der Busbekanntschaft für eine Free Tour verabredet. So etwas hatte ich noch nie gemacht und es reihte sich in meine „Erste Mal“s dieser Reise ein.

Wir hatte einen sehr humorvollen Guide, der neben Englisch auch Deutsch und Italienisch sprach und zwei Masters hatte. Irgendwie habe ich gar nicht groß fotografiert während der Tour, zum einen, weil ich entweder dem Guide zuhörte oder mich mit der Busbekanntschaft unterhielt, zum anderen aber auch, weil so viele kleine Szenen zu beobachten war. Da waren zum Beispiel die drei Apotheker in der ältesten Apotheke der Stadt (der Guide meinte die zweitälteste in Europa), die ihr Schaufenster neu gestalteten und jede einzelne kleine Pille genauesten arrangierten, zu dritt wohlgemerkt. Wir halfen dann noch ein wenig, verließen sie aber, während sie immer noch darüber diskutieren, in welchem Winkel die eine Dose am besten aussehe. Und dann war da noch der Reporter vor der wirklich wunderschönen kleinen Kirche, von der ich leider kein Foto machte, der vor der noch ausgeschalteten Kamera hin und her lief und seinen Text übte. 

Punkt zwölf waren wir dann am Turm in der Oberstadt und hörten den wirklich sehr lauten Kanonenschuss. Der Guide wusste wirklich viel zu erzählen und nach zwei Stunden war ich echt voll mit Eindrücken.

Wir liefen dann zu zweit durch einen Teil der Stadt, den wir noch nicht kannten, aber quatschten vor allem über Gott und die Welt.

Irgendwann landeten wir bei einem veganen Burgerladen, wo die Burger so lala waren und fuhren anschließend mit dem Bus zum Friedhof der Stadt. Hier liefen wir durch die Grabreihen und stellten Kerzen und Gestecke, die der Wind weggeweht hatte wieder auf die Gräber zurück.

Zurück liefen wir den Weg dann, machten einen kurzen Zwischenstopp in der Kathedrale und kauften noch für unsere jeweilige Weiterreise Verpflegung. Dann sagten wir Auf Wiedersehen und ich holte meinen Rucksack ab und machte mich auf den Weg zum Busbahnhof.

Nach diesen letzten Tagen nur mit mir und Smalltalk mit anderen,war es richtig schön, zu zweit durch die Stadt zu ziehen, gemeinsam Dinge zu entdecken und Anregungen zu bekommen.

Es gab einiges, was ich nicht gesehen habe, z.B. das Museum der zerbrochenen Beziehungen und die Tunnel unter der Stadt. Aber hey – es ist Kroatien, ich komme bestimmt wieder!

Donnerstag bis Samstag: LJUBLJANA

Ich fuhr von Zagreb mit dem FlixBus in anderthalb Stunden für 9 Euro weiter.

Am Abend kam ich in der letzten Stadt meiner Reise an – Ljubljana.

Vor dieser Station der Reise hatte ich am meisten Respekt, da für mich Slowenien und Ljubljana am fremdesten waren. Ich wusste so gar nicht, was mich erwarten würde.

Umso beeindruckender war es für mich, mich schon nach wenigen Schritten, ein paar Minuten, so geflasht zu fühlen. Ich stand auf dem Hauptplatz, ein Mann spielte Saxophon, sein Hund jaulte dazu im Duett, neben mir die Kirche, vor mir floss die Ljubljanica unter den drei Brücken hindurch, die eigentlich eine sind, der Mond schien und oben auf dem Berg thronte die Burg.

Ich war sogar so sehr berührt von dieser Stimmung, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. Diese besondere Stimmung empfand ich die ganze Zeit meines Aufenthalts über. Irgendetwas Ruhiges, Friedvolles und zugleich Leichtes und Lebendiges.

Ich suchte mir meinen Weg zum Hostel, für das ich für zwei Nächte 25 Euro zahlte und das war auf jeden Fall das schrägste auf meiner Tour. Man ging durch etwas, was an Büroräume erinnerte und kam dann in einen großen Raum mit Küche. Der Raum hatte Holzfussboden, eine Seite bestand aus dunklen Holzeinbauten, ein großer, dunkler Holztisch stand da und ein altes Ledersofa und ein alter Ohrensessel. Es lief leichter Jazz und gleich zu Beginn stand ein Holzschreibtisch mit Laptop drauf und das war die Rezeption.

Nach dem Einchecken kochte ich mir was zu Essen, kam in ein nettes Gespräch mit zwei Schweizerinnen und lauschte dann ihrem Gespräch mit einem Slowenen aus Maribor und erfuhr so viel über diese Stadt.

Ich hatte zwei Mitbewohner im Vierbettzimmer und die Nacht verlief ruhig. Am nächsten Morgen aß ich im Hostel Frühstück, welches hier im Preis inbegriffen war.

Und dann zog ich los. Schlenderte durch die Straßen, genoss die Sonne und war glücklich. Ich kaufte Postkarten und einen Magneten für meinen Kühlschrank und um 11 fand ich mich auf dem Platz vor der Kirche ein für eine Free City Tour. Die dauerte wieder zwei Stunden und da ich so gar nichts wusste über Slowenien und die Stadt war sie recht spannend. Zum Beispiel haben sie auf dem Platz eine Statue ihres Volksdichters stehen und keine von einem General oder so. Das liegt daran, so die Frau, die uns herumführte, das Slowenien eigentlich die meiste Zeit über unter Fremdherrschaft stand, erst die Römer, dann die Hunnen, dann die Habsburger und Italiener und so und dann Jugoslawien. Teilweise war das Land sogar in drei Teile geteilt. Das, was sie zusammenhielt, war die Sprache und daher wird hier ein Dichter verehrt, auch wenn er wohl meist betrunken war und als Vierzigjähriger Liebesgedichte an eine Sechszehnjährige schrieb, ohne aber erhört zu werden. Von dieser, Julia, gibt es auch eine Büste, die auf der anderen Seite des Platzes hängt und die er also auch jetzt nur anbeten, aber nicht erreichen kann.

Aber eine Stadt, die ihre Künstler mehr verehrt als ihre Kriegsherren, ist mir auf jeden Fall sympathisch.

Auch Gustav Mahler lebte drei Jahre in der Stadt und hat auch eine Statue bekommen.

Nach der Stadttour hatte ich Hunger und ging zu einem veganen Café. Nachdem ich mir hier den Bauch gründlich mit einem Shepards Pie, Kuchen und Kaffee vollgeschlagen hatte, erkundete ich die zwei Second Hands, die ich entdeckt hatte.

Und dann machte ich mich endlich an den Aufstieg zur Burg. Die Sonne begann unterzugehen und tauchte alles in goldenes Licht. Ich dachte an die goldene Stunde in Zagreb zurück und fühlte mich sehr reich mit all den Eindrücken der Reise in mir.

Der Weg zur Burg, man kann den wirklich gemütlich laufen, vor allem wenn man von der rechten Seite kommt und braucht die Seilbahn nicht, war so schön. Und oben wurde ich dann mit einem Blick zu den Bergen, dem Sonnenuntergang und dem Mond beglückt.

Viele Teile der eher modernen Burg kann man kostenfrei besichtigen, was ich auch tat. Danach setzte ich mich für einen Kaffee ins Museumscafe und schrieb Postkarten. Es war schon dunkel, als ich wieder bergab stieg, für Briefmarken zur Post ging und beim Spar für die morgige Abreise Reiseproviant kaufte. Am morgigen Tag jährte sich nämlich der Todestag des besagten Dichters und daher war es ein Feiertag.

Anschließend ging ich ins Hostel, kochte was zum Abendbrot und ließ den Abend ruhig ausklingen.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück zog ich wieder los und schlenderte am Fluss entlang und durch die alten Gassen. Ich ging in die Kirche am Platz und ins Rathaus, welches man sich anschauen kann.

2016 wurde Ljubljana zur Green City gekürt und ich fand die Stadt wirklich auffallend sauber. Sie haben ein sehr cleveres Müllsystem und durch die komplett autofreie Innenstadt fahren kostenfreie Taxis in Form von elektronischen Dingern, die eigentlich immer über den Golfplatz fahren.

Ich ging dann zum Stadtmuseum und dank des Feiertages gab es hier freien Eintritt. Es ist ein kleines feines Museum und es machte Spass, dort hindurch zu gehen und noch ein bisschen mehr über die Stadt zu erfahren. Anschließend ging ich ins Hostel und packte meine Sachen.

So bepackt zog ich weiter, ein letztes Mal durch die Altstadt und nochmal zur Drachenbrücke.

Diese ist ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Warum Ljubljana so drachenversessen ist, wird auf zwei Legenden zurückgeführt. Nach der einen soll Jason mit seinen Argonauten auf der Flucht, nachdem er das goldene Vlies geklaut hatte, hier vorbeigekommen sein und in dem See, der damals noch hier war, gegen einen Drachen gekämpft haben. Die andere Legende bezieht sich auf den heiligen Georg, der der Stadtpatron der Stadt ist und ja auch gegen einen Drachen kämpfte. Auf jeden Fall liebe ich diese Brücke mit ihren vier großen und sechzehn kleinen Drachen sehr.

Ich wanderte dann weiter etwas ziellos durch die Gegend und sah auf einmal ein Schild, das zum Ethnologischen Museum führte. Dem folgte ich und als ich dort eintraf, erwarte mich ein merkwürdiges Spektakel. Aus dem Museum kam gerade eine Parade, angeführt von jemanden in einer wohl slowenischen Tracht und dann kamen ein Akkordeonspieler, ein Trommler, zwei Pärchen in Trachten, zwei Pärchen als Bauern und dann wild aussehende Gestalten in Fell und mit Masken und einer Vielzahl an Glocken, die herrlichen Lärm machten. ich nehme mal an, dass das so eine Art Kulturentwicklung darstellen sollte. So zogen sie ums Museum und den Platz davor und es endete dann in einem Tanz und einer Rede.

Der Eintritt fürs Museum war heute auch hier frei und nachdem ich im Café einen Kaffee und einen Orangensaft getrunken hatte, schlenderte ich durch die Ausstellungen.

Die waren ganz nett anzusehen – mehr kann ich dazu leider nicht sagen, zumal das meiste nur auf slowenisch da stand. Aber ich habe einige interessante Sachen über das Schuhhandwerk und die Anbauweise der ersten Siedler in Slowenien erfahren.

Danach lief ich noch durch den gleich daneben liegenden Metelkova District, wo sehr viel Artkunst und eine alternative Szene zu sehen ist.

Die Zeit bis zur Abfahrt des Busses verbrachte ich essend im Loving Hut und im Bahnhof