Bitte einordnen!

So will ich nicht sein, wenn ich alt bin!

In der S-Bahn sitze ich neben einem älteren Pärchen. Sie sehen aus wie CDU-Wähler. Sie beschäftigen sich vor allem damit, sich umzusehen und dann jeweils über das, was sie sehen zu reden: Null Innenraum!

Der Mann redet dabei ohne die Frau anzuschauen im „Dozierton“ und die Frau stimmt ihm in kurzsilbrigen Sätzen zu.

Eine ältere Frau rennt als ich einsteige aus dem Wagon und dann gleich wieder rein. Sie winkt enthusiastisch zwei ausländisch aussehenden jungen Männern zu und diese kommen zu ihr. Anscheinend haben sie sich hier verabredet und beginnen gleich ein lebhaftes Gespräch.

Auch hier, zu dieser Situation, fängt der Mann an einen Vortrag zuhalten. Die Antwort der Frau: „Ja, so lange sie sich einordnen!“.

Ahhhh, sofort überkommt mich ein eklig-klebriges Gefühl und es klappen Gedanken in mir auf:

Warum sind auf einmal alle ausländisch aussehenden Menschen in Berlin Flüchtlinge. Die beiden Männer könnten ebenso aus Frankfurt stammen und sich hier mit der alten Dame für Studienzwecke über die Kunst in der Renaissance treffen.
Sicher ist es ein wichtiges und bedeutendes Thema, inwieweit sich Menschen aus anderen Kulturen, anderen Ländern mit den Werten und Gegebenheiten hier auseinander setzen, aber die beiden neben mir scheinen die letzten zu sein, die etwas über Anpassungsfähigkeit sagen sollten. Die bekommen es doch nicht mal hin, sich im Urlaub den Gegebenheiten des jeweiligen Landes anzupassen!
Wie schnell in mir die Wut hochsteigt, wenn ich das Wort „einordnen“ höre und wenn ich so einer „Zuschauermentalität“ begegne. Noch mehr, da sie kurz nach diesem Satz ein Baby im Kinderwagen entdeckt und ihren Mann leicht anstupst. Daraufhin entgleisen ihre Gesichtszüge in ein debiles Lächeln! Ach Mensch, so vorhersehbar!!!
Außerdem hat die Frau Schuhe / Sandalen an, die ihr zu klein sind und solche Menschen finde ich per se doof.

Meine Vorurteile treffen im vollsten und schönsten Maße auf die Vorurteile meiner Mitmenschen! Welcome bei der BVG!