Vegan in der Oper

Da ich gestern unverhoffter Weise fünf! Stunden in der Oper saß, hier heute nichts über MauMau. Dafür die Niederschrift zweier Gespräche, die mich bis in den heutigen Tag begleiten und die ich hier vielleicht ablegen kann.

Er:

Da kannst du ja gar keine Weihnachtskekse essen.

Ich:

Warum???

(Keine Weihnachtskekse, was? Hab ich was nicht mitbekommen? Ich will KEKSE!)

Er:

Na du bist doch vegan.

Ich:

???

(Puh Entwarnung! Kekse für alle!)

Es gibt auch vegane Weihnachtskekse.

Er:

Wirklich?

 

Zweites Gespräch:

Sie:

Warum ernährst du dich vegan?

Ich:

Aus ethischen Gründen.

Sie:

Isst du Eier?

Ich:

(Durchatmend)

Ich esse keine Produkte von Tieren, also esse ich keine Eier.

Sie:

Auch keine Bio-Eier? Warum denn nicht, was ist da denn schlimm dran?

Ich:

Nun ja, das Huhn legt Eier, damit es sich vermehrt, nicht damit ich es essen kann.

Sie:

Das ist bei den Hühnern doch wie mit uns und unserer Menstruation. Die bekommen immerzu Eier und nicht alle sind befruchtet und werden bebrütet. Ich kenn jemanden, der hält auf seinem Hühner und die können sich dann frei bewegen und dieses junge Pärchen hat sich einen Hof aufgebaut und die haben auch Hühner und die leben da ganz frei.

Ich:

(Und weil du jetzt zwei Beispiele kennst, bei denen die Tiere nicht in Massenhaltung leben, rechtfertigt das, alle Eier zu essen?)

Unsere Hühner sind ja so gezüchtet, dass sie viele Eier legen. Das machen sie ja nicht von Natur aus. So wie die Kühe ja auch nicht soviel Milch von sich aus produzieren.

Sie:

Das ist schon klar, aber warum ist das schlimm?

Ich:

(Wie bitte? Ok. Durchatmen! Denk dran, wir sind in einer Oper!)

Vielleicht können wir uns ja darauf einigen, dass ich nicht etwas nehmen will, was eigentlich jemand anderem gehört, der es mir nicht freiwillig geben will.

Sie:

Aber du hast gesagt, dass du aus ethischen Gründen Veganer bist.

Ich:

Ob man jemanden etwas wegnimmt zur eigenen Bereicherung ist doch höchst ethisch.

Sie:

Ich arbeite ja im Garten und da denke ich oft, wenn ich Ernte, diese Möhre will eigentlich noch ein weiteres Jahr in der Erde sein und blühen. Dann dürften wir die ja auch nicht essen.

Ich:

(Komm hol jedes Argument hervor! Gib sie mir alle!)

Es gibt ja auch wirklich Menschen, die daher nur essen, was von selbst sich gibt. Ich denke, da muss jeder für sich die Grenze ziehen, was er kann und will und was nicht.

Sie:

Auf meiner Arbeit ist es ganz schlimm. Da wird man schief angeschaut, wenn man Fleisch ist. Soweit ist das schon, das man sich rechtfertigen muss, wenn man Fleisch ist.

Ich:

Ich versuche den Kindern zu vermitteln, warum ich essen, wie ich esse und das jeder da für sich die Entscheidung finden muss, dass kann kein anderer.

Sie:

Na und der ganze Soja, der da verwendet wird! Das ist so schlimm für die Umwelt und die Natur.

Ich:

Ich nutze Soja z.B. aus Österreich. Es wird inzwischen auch hier Soja angebaut.

Sie:

Also ich merke auch, dass meine Körper tierische Produkte braucht. Sonst fühlt er sich nicht wohl.

Ich:

(Schweigen)

 

 

 

Anmerkung: Ich kann die Worte der Gesprächspartner hier nur aus der subjektiven Erinnerung wiedergeben und nicht den von ihnen gemeinten Sinn. Und die eigenen Worte klingen hier bestimmt gewählter, als im tatsächlichen Geschehen!

 

(Quelle Beitragsbild hier)

 

 


11 Gedanken zu “Vegan in der Oper

  1. Jeder kann sich über die ethischen und ökologischen Gründe zur pflanzlichen Ernährung informieren – da muss man nicht immer Veganer ausfragen oder Grundsatzdiskussionen führen (und wenn ich nicht weiß, dass manche Teigsorten grundsätzlich pflanzlich sind, habe ich keine Ahnung von Keksen 😉 ). Wie ich dann mit den Informationen umgehe, ist am Ende meine Entscheidung – aber ich glaube, an diesem Punkt wird es spannend: trotz der Informationen, wählen wir eine andere Lebensführung, essen Fleisch etc. deine Gespräche klingen immer wie eine Rechtfertigung, wobei du ja keine solche eingefordert hast.
    Wenn ich nun zu meiner Entscheidung stehen würde, müsste ich ja nicht in ein Gespräch gehen. „Du vegan – ich nicht“ würde ja reichen. Wenn ich aber das Gefühl habe, dass ich meine Entscheidung rechtfertigen muss, sollte ich sie hinterfragen, ob sie richtig ist – und nicht anderen Menschen Vorträge über Eier, Eierstöcke und Fleisch halten.

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  2. Essen ist leider nur ein Gesprächsthema, weil daran Unsummen verdient werden und alleine deshalb wird andauernd eine neue Ernährungssau durchs Dorf getrieben, mit neuen angeblich tollen Trends. Milch gibt es tatsächlich nur, weil dem Körper weiterhin Nachwuchs vorgegaukelt wird, bei Hühnern ist das jedoch wirklich anders. Die legen eigentlich immer viele Eier, von je her, denn Vögel sind noch Dinosaurier (kein Scherz) und haben mit dem Eier legen sicher gestellt, trotz vieler Räuber, einen gewissen Nachwuchs zu erzeugen, dabei blieben viele Eier dennoch unbebrütet. Wir haben bei unseren freilebenden Hühner dauernd unbebrütete Eier gefunden und mussten diese wegwerfen, weil sie nicht mehr essbar waren, also finde ich Eier unter veganen Gesichtspunkten nicht zu essen, überflüssig. Natürlich sollte man/ frau dann genau wissen woher die Eier stammen, denn Bio ist kein Garant für Tierwohl 😉

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      1. Ist ja auch nicht schlimm auf etwas zu verzichten, mache ich ja ebenfalls und wie viele Eier Hühner legen ist bestimmt von der Rasse abhängig. Wir hatten da sehr befederte Hühner, denen hat das wahrscheinlich Spaß gemacht 😉

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  3. Ich bin der Meinung jeder soll essen wie er es für sich verantworten will. Ich habe schon vieles ausprobiert und bin nun Omni mit so gut wie kein Fleisch.

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