Versuch Grundeinkommen in Finnland

Mich freut das sehr, dass hier so vielfältig über das bedingungslose Grundeinkommen gesprochen wird. Daher möchte ich hier noch einen Beitrag dazu schreiben.

In Finnland ging das Grundeinkommen in eine Testphase, jedoch nur für 2.000 Sozialhilfeempfänger als Ersatz für ihre Sozialen Leistungen und in Höhe von 560€.

Den Artikel Testphase in Finnland – Keine Verlängerung für Experiment Grundeinkommen? kann man hier nachlesen.

Und hier noch ein kurzes Interview vom dm Gründer Götz Werner, der dort ein schönes Zitat von Schiller anführt:

„Ein Mensch ist noch nicht viel, wenn er warm wohnt und satt zu Essen hat. Aber er muss warm wohnen und satt zu Essen haben, damit die bessere Natur sich in ihm regen kann.“

Ich möchte hier für alle die Kommentare von Gerda Kazakou und Arno von Rosen posten, denn für mich waren da einige Denkanstösse dabei! (DANKE EUCH!)

Die Idee ist hochinteressant und sicher im Interesse des Artikel 1 des Grundgesetzes, weil es vielen die Würde ihrer Existenz zurück gibt, doch es ist ein Trugschluss mit 1000 Euro alles ablehnen zu können. Diese Summe würde für ein Überleben ausreichen, aber um Ziele und Träume zu erreichen ist es zu wenig, aber vielleicht ist das auch der Schlüssel für neue Ideen, die sich ohne Angst überhaupt erst anfangen lassen. Für Jobber. Aushilfen, Geringfügige und Zeitarbeitssklaven wäre es ebenfalls der Ersatz für eine Gewerkschaft, denn endlich könnte man nicht mehr an Ihnen sparen, sondern Unternehmen müssten sich mehr Gedanken um Nachhaltigkeit machen, um Menschen so fair zu bezahlen, dass diese trotz Grundeinkommen bei ihnen arbeiten wollen. Ein Allheilmittel ist das natürlich nicht, denn trotzdem muss man junge Menschen fördern, welche nur einen schlechten oder keinen Schulabschluss haben und die sich nicht einfach mit einer bestimmten Summe Geld begnügen dürfen. So mit wären auch an dieses Geld weitere Anforderungen und/ oder Bedingungen gestellt. Es würde jedenfalls die Verwaltung von Sozialämtern und vielen anderen Behörden grundlegend verändern und teilweise sogar überflüssig machen, was dann ein Heer von Arbeitslosen, Frühpensionären oder Umzugsopfern nach sich zöge. Es bleibt eine komplexe Idee, aber mit einem mächtigen Potential für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde, von den Möglichkeiten mal ganz abgesehen, denn wir haben in unserer Gesellschaft ein Riesenpotential an ungenutzten Ressourcen. Ich bin jedenfalls gespannt, ob die zukünftige Politik darüber weiter dikutieren wird.

 

Liebe Gerda, bisher gibt es ja noch kein Bedingungsloses Grundeinkommen, denn man musste dafür zu Lebzeiten ja kräftig einzahlen und rechnet man diese Summe in Rendite um, war es im regelfalls kein gutes Geschäft, es sei denn, man wird wirklich alt. Die Altersstatistik die immer angeführt wird ist totaler Unsinn, weil sie von den Versicherungskonzernen stammt, die nur ihre eigenen Interessen im Blick hatten. Du hast also jeden Euro wirklich verdient. Ein tatsächliches Grundeinkommen würde für ganz Deutschland läppische 80 Milliarden Euro kosten und wie dieses Grundeinkommen berechnet werden sollte, weiß ja noch niemand. Bekommt das jeder? Direkt von Geburt an? Erst ab dem 18. Lebensjahr? Wird auf 1000 Euro aufgestockt oder bekommt sogar derjenige zusätzlich das Geld obwohl er schon 3000 Euro verdient? Fakt ist aber, wenn das Grundeinkommen irgendwann verfügbar sein sollte ist die Finanzierung überhaupt kein Problem, denn es fallen etliche andere soziale Leistungen ersatzlos weg, was enorm viel Geld in der Verwaltung spart und das wäre nur die Spitze der Finanzierungsquellen!

 

Lieber Arno (oder wer hier noch mitliest und sich eine Meinung bilden möchte), ich weiß natürlich, dass eine Rente kein „bed.Grundeinkommen“ darstellt, aber für mein heutiges Lebensgefühl ist es dennoch so ziemlich das Gleiche. Ob es mir „zusteht“, ist insofern eine Frage, als es ja im Rahmen der sog. Generationensolidarität finanziert wird. Und das bedeutet: die jetzt Arbeitenden haben persönlich gar nichts von meiner früheren Arbeitsleistung, sondern müssen darauf hoffen, dass das System auch noch trägt, wenn sie alt werden. Für die jetzt Arbeitenden bin ich eine Last. Dass ich selbst als Lohnabhängige mit meinen Sozialabgaben mit dafür gesorgt habe, nicht nur den alt gewordenen Arbeitern und Angestellten, sondern auch jedem übeln Verbrecher der Nazi-Zeit seine Rente zu sichern, konnte ich leider nicht verhindern. 

Was die Finanzierung anbetrifft: wenn das bedingungslose Grundeinkommen auf die Bewohner Deutschlands eingeschränkt wird, ist es – unter Anrechnung der wegfallenden Bürokratie und Sozialleistungen – wohl finanzierbar, aber so geht es natürlich nicht. Denn sind etwa nur die Bewohner Deutschlands Menschen?
Es soll ja allen Menschen zur Verfügung stehen, einfach weil sie Menschen sind, nicht wahr? Das ist doch die Philosophie? Vielleicht sollten wir also damit anfangen, erst mal den vielen Millionen Menschen ein klitzekleines Grundeinkommen zu sichern, die an den Grenzen Europas stehen und nach Deutschland einwandern wollen? Oder all den Afrikanern, Asiaten, Südamerikanern, die in Slums leben….Bekämen sie es an Ort und Stelle, wäre ihnen vielleicht ja schon ein wenig geholfen, und sie blieben, wo sie sind, …Dummerweise gibt es da allerdings unsere Fabriken, unsere Großgrundbesitzer und auch unsere Kriege, die mit Waffen geführt werden, deren Produktion auch den deutschen Wohlstand mehrt – und so ein bedingungsloses Grundeinkommen überhaupt erst finanzierbar macht. …

Das mit den Nazis ist genauso wenig verhinderbar gewesen, wie eine spätere ungerechte Lücke im Generationenvertrag. Es gäbe ja die Möglichkeit die Rente auf mehrere Füße zu stellen, wie zum Beispiel in der Schweiz, dann wäre die Rente nicht mehr von den Arbeitnehmern abhängig, sondern von allen Bewohnern eines Landes. Allen Menschen ein solches Grundeinkommen zu geben wäre wünschenswert und würde viele Menschen nicht dazu nötigen ihre Heimat zu verlassen, aber selbst innerhalb der europäischen Union kann nicht mal die Sommerzeit abgeschafft werden, wenn nur ein einziger Staat dagegen ist und da sehe ich ein großes Problem.

 

 

(Quelle Beitragsbild hier)


Ein Gedanke zu “Versuch Grundeinkommen in Finnland

  1. Zumindest haben die Finnen mal etwas gewagt, auch wenn die selber gemerkt haben, dass die Auswahlkriterien nicht realistisch sind. Es sollte zumindest auch eine Testphase in Deutschland geben, welche sich dann nicht aud Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger beschränkt, aber eben auch keine Spitzenverdiener mit einbezieht. Eine pauschale Auszahlung an jeden Bürger, egal was dieser verdient, wäre ohnehin wieder das unsinnige Gießkannenprinzip, aber ich hätte nie Sorge, dass Menschen einfach vor der Glotze sitzen bleiben, denn die Motivation, sich für solche Leistungen zu revangieren sollte niemand unterschätzen. So haben Studien schon längst bewiesen, dass Angestellte im Home Office viel mehr und besser arbeiten als im Büro und welches Unternehmen möchte nicht zufriedene Mitarbeiter, die gerne mehr arbeiten? Eben! Zudem fehlt den meisten Deutschen die Mentalität einfach auf ihrem Arsch hocken zu bleiben. Als Wohlfahrtsstaat sähe ich ein solches Experiment allerdings nicht, da allen Bürgern sowieso alle erbrachten Leistungen zusammen gehören und niemandem sonst.

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