Bitte und Danke

Schon als Kind fand ich es lächerlich, wieviel Wert die Erwachsenen auf diese zwei Wörter legen. Ich sagte sie, weil ich gelernt hatte, dadurch schneller an mein Ziel zu kommen, aber letztendlich fühlte ich mich überlegen, denn den Erwachsenen reichte das pure aufsagen, dass was ich fühlte, womit ich diese Wörter füllte, bekamen sie gar nicht mit.

Und kam dann sogar jemand und wollte das Zauberwort hören, hatte er schnell meine Achtung verloren.

Meinen Kindern brachte ich daher von klein auf bei, immer „Abrakadabra, Simsalabim, dreimal schwarzer Kater“ zu antworten, wenn jemand sie nach dem Zauberwort fragte. Da sie daher diese nachfrage nicht im entferntesten mit den Worten Bitte oder Danke in Verbindung brachten, ergaben sich nette Irritationen bei den Erwachsenen.

Den Kindern in der Kita versuchte ich neulich zu erklären, dass es mir viel wichtiger ist, wie jemand etwas zu mir sagt, anstatt das er bestimmte Wörter dabei benützt.

Wenn ih jemanden ein Glas Wasser reiche und er lächelt mich dankbar an, ist das doch schöner, als wenn er mich gar nicht anschaut und „Danke“ sagt. Die Krönung der Höflichkeit wäre natürlich ein freundlicher Blick und ein „Danke“ 😉 .

Eigentlich empfinde ich solche Höflichkeitsfloskeln aber als völlig veraltet. Wenn man sie sagt, gilt man als höflich. Kinder, die diese wie Ausziehpuppen immer wieder richtig verwenden, werden für ihre Höflichkeit gelobt.

Wenn Mira außer Atem angerannt kommt, weil sie durstig ist, aber auch gleich wieder ins Spiel zurück muss und nur noch ein „Trinken!“ rausbekommt, werde ich doch nicht dastehen und sagen: „Wie heißt das Zauberwort?“ Mira würde mich zum Glück anschauen, als hätte ich einen mittelschweren Schaden und sich überlegen, ob ich sie veralbern wollte.

Mitgefühl, soziale Verantwortung, Anteilnahme … das sind Eigenschaften, die mir in der Erziehung wichtig sind.

Und wenn schon über Worte und Gesagtes gesprochen wird: viel schlimmer finde ich, dass immer mehr Kinder vergessen Verben an ihre Satzenden zum hängen. Ein „Ich will mehr Suppe.“ wird auch nicht durch ein eingefügtes Bitte richtiger. Ich erlaube mir dann immer den Witz zu fragen, ob das Kind die Suppe dem Nachbarskind über die Haare kippen will oder sie ins Klo kippen möchte.

In einer Kita haben die Erwachsenen dann immer „haben bitte“ eingefügt, so dass solche Satzkonstruktionen entstanden: „Ich will bitte Suppe …. äh haben bitte!“ Auch hier nur nachgeplappert, nicht empfunden, nicht verstanden, nicht begriffen.

Der Erwachsenen sagt etwas und da er die „Macht“ hat, mache ich, was er sagt, warum auch immer er es sagt.

Für mich die allerbeste Methode Kindern Höflichkeit zu vermitteln ist diese: Seid authentisch höflich zueinander, zu den Kindern, zu euch selbst. Dann ist das das Normale, Usus und die Kinder kommen gar nicht auf den Gedanken, dass es anders sein könnte.

Und die Zauberwörter dürfen endlich wieder sein, was sie sind:

EXPECTO PATRONUM!


13 Gedanken zu “Bitte und Danke

  1. Ich glaube ich habe beim Zauberwort oft „Hex hex!“ gesagt. *lach*
    Ansonsten empfinde ich das wie du. Einfach bewusst mit Menschen interagieren und ihnen ins Gesicht schauen, ein Lächeln schenken, egal, ob Kellner(in), Putzkraft oder Busfahrer(in) und nicht bloß hinter Floskeln verstecken.

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    1. Eigentlich ähnlich wie mit Bitte und Danke. Wenn ein Kind gezwungen wird sich zu entschuldigen, lernt es nicht das zugehörige Gefühl. Es lernt nur, dass es etwas sagen soll, was von ihm erwartet wird. Die Empathieentwicklung bei Kindern dauert bis zum 4. Lebensjahr. Vorher ist eine Entschuldigung nur eine leere Worthülse.

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  2. Da bin ich mal wieder ganz bei dir und werd auf Twitter teilen!

    Vorleben ist das eigentliche Zauberwort! Unsere Zweieinhalbjährige sagt oft „danke“ und meint es auch so. Manchmal sagt sie es ganz bedeutungsvoll, ausdrucksstark.
    Ich bedanke mich nämlich auch oft aus tiefstem Herzen bei ihr – wenn sie mir nämlich erlaubt, ihr die Schuhe anzuziehen oder wenn sie sich in eine günstige Position zum Waschen bringt. Ich bin dann so dankbar für ihre Kooperation, dass ich mich einfach bedanken muss.

    Als Zauberwort lernt sie von uns: „Ich möchte gefälligst!“ Da guckt die Oma auch sehr irritiert!

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  3. Das mit dem Zauberwort finde ich auch unerträglich. Ich denke, es kommt immer darauf an, insgesamt höflich miteinander umzugehen. Kinder mit erwachsenen und umgekehrt. Ein Lächeln reicht für mich auch ganz oft. Ein geprustetes „Hunger!“ Ist völlig ok. Aber bei ständigem „gib mal!“ stupse ich meine Neffen auch an und bitte Sie, das etwas höflicher zu sagen. Sonst hab ich keine Lust ;). Klappt recht gut.

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  4. Ich schaffe es spielend bitte und danke zu sagen, es so zu meinen und dabei wenigstens mit den Augen zu lächeln. Irgendwann versteht jedes Kind den Sinn hinter dem respektvollen und höflichen Umgang in der Gesellschaft, auch wenn es zuerst nur nachplappert 😉 Habe dir gerne meinen Kommentar dagelassen 🙂

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