Gedanken zu …

… religiösen Institutionen und dem Satzanfang „Mein schwuler Freund…“.

Aus irgendeinem Grunde hängen für mich diese beiden Themen zusammen. Oder nein, nicht aus irgendeinem Grund: ich halte sowohl Religiosität und auch die eigene sexuelle Orientierung für etwas Privates. Soll heißen: an was man glaubt und wen man wie liebt, soll doch mal jeder für sich entscheiden und es gibt nur selten Fälle, in denen dies als Gesprächsthema taugt. Meiner Meinung nach.

Es taugt z.B., wenn ich einen Blog führe zu einem oder beiden dieser Themen, da kann man sich informieren und austauschen und bleibt frei. Es taugt, wenn ich im Unterricht aufkläre, denn zu wissen, was es alles gibt, hilft seinen eigenen Weg zu finden. Es taugt, wenn ich Politiker bin und Gesetze verabschiedet werden sollen und am besten noch dafür sorge, dass es keinerlei Gesetze zu diesem Thema gibt, außer dem, dass jeder seinen Weg gehen dürfen soll, solange er keinem anderen Lebewesen schadet. Ansonsten finde ich inzwischen sogar die Gespräche im Familienkreis zu diesen Themen ermüdend, langweilig, übergriffig und, und, und.

Was gibt es da auch zu erzählen?

Jeder glaubt, was er glauben will oder was ihm eingetrichtert wurde zu glauben. Wenn jemand kommt und fragt: „Sag mal, woran glaubst du denn so?“, ist da natürlich eine Antwort angebracht, wenn man das will. Ich glaube ja, dass durch dieses Ganze nach außen hin Gerichtete in der Religion, soviel Hass und Krieg entstehen kann.

Für mich gehören da alle religiösen Institutionen dazu. Warum Religion immer gleich mit Gemeinschaft gleichgesetzt wird, ist mir ein Rätsel. Für mich ist das veraltet, vorsinnflutartig. Wir sind mehr Individuen den je, aber anstatt daraus Kraft und Vielfalt zu schöpfen, suchen wir (aus Angst?) lieber die Herde.

Die Gemeinschaft und die gewohnten Rituale! Ist es nicht endlich mal Zeit Weihnachten und Ostern und was nicht alles abzuschaffen? Dass man zwischen den Jahren eine Zeit zum zu sich kommen hat, ist ja Ok. Aber warum denn mit all dem christlich geprägten Klimbim?

Die einzigen Feste, die mir feiernswert erscheinen, sind die Feste der Natur. Die gelten für alle Menschen! Die kann man feiern, wie man will! Wäre ein „Erstes Schneeglöckchen-Fest“ nicht viel sinniger, als zu feiern, das Christus auferstanden ist? Wer glaubt das denn noch wirklich? Ich. Aber wozu muss ich das mit Eiern und Schokolade und Hasen feiern? Das feiere ich in mir, mit mir allein. Familienfrühstück kann ich auch so jederzeit machen! Und warum soll man einen Tannenbaum aufstellen und massenhaft Geschenke darunter legen, weil Jesus geboren wurde? Warum für weiß ich wie viel Geld Knaller in die Luft jagen? Warum fasten und dann Geschenke verteilen und mich vollfressen, wenn das vorbei ist?

Das alles trennt uns von einander und verbindet nicht!!!!

Warum verschiedenen Gotteshäuser? Tempel? Moscheen? Können eure Götter nicht überall gepriesen werden?

Warum einen Papst und wie die alle heißen (Hallo? Allgemeinwissen? Wo bist du grad?). Wozu braucht ihr einen Anführer, einen Leiter, einen Lehrer? Seid ihr nicht erwachsene, mündige Menschen? Stehen euch nicht alle Schriften zur Verfügung, alle Gedanken, die dazu gedacht wurden? Könnt ihr nicht selbst euer Führer und Lehrer sein.

Stellt euch vor: Es gibt keine Kirche mehr, es gibt keine Religionen mehr und jeder kann glauben und leben, wie er will. Und dies ist ein innerer Weg; einer, den man mitteilt, wenn man gefragt wird, den man teilt, wenn der andere es wünscht, der nichts Äußeres braucht, um gültig zu sein. Und keiner kann mehr sagen, mein Gott ist gültiger als deiner und meine Regeln sind besser. Denn es gibt keine Regeln mehr, nur die, die jeder für sich selbst erstellt. Kein Mann kann einer Frau etwas verbieten, keinem Kind kann etwas aufgezwungen werden, kein Krieg muss geführt werden. Wozu auch, jeder glaubt ja für sich und nicht als Gruppe und Gemeinschaft. Feste und Feiern könnten frei und neu ergriffen werden!

Ja, es ist schlimm, was in anderen Ländern aufgrund von religiösen Ansichten einiger an Gräueltaten geschieht. Doch meiner Meinung nach sind wir daran mitbeteiligt, solange auch wir unseren Glauben vor uns her tragen, unsere christlichen Feste feiern, an den christlichen Symbolen festhalten. Das ist so alt. Über 2000 Jahre alt und derart unzeitgemäß!

Unzeitgemäß! Das bringt mich zum nächsten Thema. Warum nur wird so viel über die sexuelle Orientierung von Menschen gesprochen? Kennt ihr auch diese Menschen oder seid einer von ihnen, die anfangen jemanden zu beschreiben und das klingt dann so: „Ich habe einen neuen Kollegen, der ist so Mitte dreißig und schwul.“. WTF!!! Wie oft habt ihr schon gehört und gesagt: „Ich habe einen neuen Kollegen, der ist so Mitte dreißig und heterosexuell.“. Da ist es doch auch kein Vorstellungskriterium. Auf diese Nachfrage hin wird dann oft gesagt: „Ja, aber du weißt ja, wie Schwule sind und dann kannst du ihn dir besser vorstellen.“. Spätestens da klappt mir die Kinnlade runter! In welcher Zeit leben wir denn! Mir ist es scheißegal, wie einer sein Sexleben gestaltet, mit wem er zusammen leben will, wen er heiraten will etc.! Es sind letztendlich Beziehungen zwischen zwei Menschen. Die sind doch alle mehr oder minder gleich! Hört doch bitte auf, ungefragt über andere Menschen derart zu reden. Solange es noch in irgend so einer Form Thema ist, sind wir weit davon entfernt Menschen als Menschen wahrzunehmen: Sie sind dann schwul oder schwarz oder Jude oder oder…..

Das interessiert mich nicht! Mich interessiert das Menschsein. Wer bist du? Nicht was bist du!

Könnte nur jeder bei sich bleiben! Mit sich erst mal ins Reine komme, zufrieden sein, mit dem wie sein Leben ist oder aber sich auf den Weg machen, zu ändern, was er ändern will. Und dem anderen mit Neugier begegnen, mit einem „Wer bist du?“ und wie können wir uns in unserer Vielfalt bereichern.

Die Welt wäre friedlicher, das glaube ich!

Und du?

 

 

 

 

(Quelle Beitragsbild)


9 Gedanken zu “Gedanken zu …

  1. Ich lerne gerade, dass in Bayern aufm Land noch ganz finstere Zeiten herrschen, und es brave Normalbürger gibt, die über alles hinwegwalzen, dass ihnen nicht in den Kram passt, und dazu alles benutzen. Ohne Anstand und Integrität, geschweige denn normalem Respekt vor zivilisierten Grundwerten.
    Hätte ich früher nicht für möglich gehalten.
    Ebenso beobachte ich, wie die Intoleranz gegenüber Homosexualität im Vergleich zu vor 30 Jahren zugenommen hat. Auch die „Frauenbewegung“ (was auch immer man darunter verstehen mag) war schon mal weiter.
    Trumpismus rules. Und es wird noch schlimmer werden, leider.

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    1. Ich glaube, hier in Berlin lebend, kann man leicht vergessen, das „normal“ anders ist und dass es an manchen Orten sehr finster zugeht. Aber gerade an diesen Orten „Farbe zu bekennen“ und nicht ins Schweigen oder Mitlaufen zu versinken, ist sicher schwer!!!!

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  2. Ich? Ich habe darüber bei FB geschrieben und mehr Kommentare erhalten, als an meinem Geburtstag und nur weil ich schrieb, das es total egal ist ob man Homosexuell ist und jetzt heiraten darf. Wie du schon schreibst, sind wir noch alle sehr weit von Normalität entfernt. Übrigens gibt es an Weihnachten und speziell an Oster keine Geschenke mehr, keinen Kommerz, aber viel Zeit für die Familie und deshalb liebe ich diese Feiertage 😉

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