Tag 5 startete etwas unentschieden: das Wetter war weder gut noch richtig schlecht und wir wußten nicht so genau, wonach uns der Sinn steht. Ach ja, die Urlaubssorgen der Wohlständler 😉 !
Eigentlich wären wir sehr gern nach Sigulda gereist, aber per Bahn gab es da nur als zwei Stunden einen Zug und man fuhr auch über eine Stunde. Da zudem noch Regen angesagt war, war uns das alles zu unsicher. Letztendlich war die Entscheidung für diesen Tag die richtige, aber Sigulda hätte ich wirklich sehr gern gesehen!!! Ein andern Mal 😉
Als wir uns dann in sehr gemächlichen Tempo fertig gemacht hatten, ging es los mit dem Bus in die Moskauer Vorstadt. Die hatten wir bisher eher stiefmütterlich behandelt und wollten uns heute nun Zeit für sie nehmen.
Besonders beeindruckend war die Gedenkstätte der Großen Choralsynagoge, die aus deren Ruine besteht. (ob sie nun wirklich zur Moskauer Vorstadt gehört, weiß ich nicht, aber es ist ein Gebiet.) Ich habe hier nicht fotografiert, da es mich jedesmal zu tief trifft, an solchen Orten zu sein.
Dazu hier kurz dies:
„Am 4. Juli 1941 sperrte eine Gruppe von lettischen Nationalisten etwa 300 Juden in die Große Choralsynagoge in der Gogolstraße. Zuvor hatten sie die gesamte Inneneinrichtung zerstört, die Trümmer in der Mitte der Synagoge aufgeschichtet, mit Benzin übergossen und angezündet. Die Synagoge brannte bis auf die Grundmauern ab. Niemand der Eingesperrten überlebte. Juden, die versucht hatten durch die Fenster zu entkommen wurden erschossen.“ Quelle
Für zwei von uns Reisenden waren das neue, eigentlich unfassbare Informationen. Das Menschen sich so etwas antuen können? Daraus entspann sich ein Gespräch über die Situation des heutigen Israels und die beiden nahmen sich vor, ihre Israelarmbänder, die eine Austauschschülerinnen ihnen mal schenkte, herauszusuchen und öffentlich zu tragen.
Nach diesem Erlebnis samt Gespräch war uns das Museum zum Ghetto, welches sich auch hier findet, zu viel. So liefen wir durch die Strassen und nahmen die Eigentümlichkeit dieses Viertels auf. Besonders imposant und zu Beginn der Reise auch das erste Gebäude, welches wir bewußt wahrnahmen, ist die Akademie der Wissenschaften. Leider kostet eine Besteigung bzw. der Ausblick von oben 7€ pro Person und da zudem diesiges Wetter herrschte, schenkten wir uns das.
Hier fotografische Eindrücke der Moskauer Vorstadt:
Nach relativ kurzer Zeit verließen wir die Moskauer Vorstadt über die Turgeneva iela und die Dzirnavu iela Richtung Norden und liefen einen Kilometer auf der Aleksandra Čaka iela entlang zum unscheinbar aussehenden veganen Café Terapija in der Bruninieku iela. Nach dem die Alexandra Čaka iela wie eine russische Variante Neuköllns anmutete, war die Atmosphäre im Café sehr angenehm locker, unkonventionell und entspannt. Wir setzten uns nach rascher Bestellung am Tresen und zwei der Mitbewohner fingen erstmal an mit den vorhandene Karten zu spielen. Es kam bald ein köstliches Essen: Suppe, Sandwich, Bowl und leckere Brause dazu. Die Preise waren dabei ein Traum. Wir verweilten und entspannten etwas länger und machten uns dann gemächlich auf den Weg zurück zur Altstadt.
Im Café hatte man uns den Tipp gegeben doch mal im Bioladen Dabas Stacija vorbei zu schauen, da sie von dort einige Dinge beziehen. Als gingen wir zuerst zur Lāčplēša iela und kauften dies und das.
Anschließend ging es die Brīvības iela an der russisch-orthodoxen Kirche und dem Freiheitsdenkmal vorbei in die Altstadt.
Dort liefen wir die Vaļņu iela nach links hinein zum Buchladen Globus, der auch eine relativ große Abteilung englischer Bücher hat und dann zurück und die Torņa iela an der Stadtmauer entlang.
Inzwischen fiel ein leichter Regen, der sich anschickte ein großer zu werden. Etwas ziellos liefen wir Richtung Park und entschlossen uns dann, ein Museum unsicher zu machen. Praktischer Weise lag das Lettische Nationale Kunstmuseum nicht weit entfernt und so gingen wir dort hinein. Die Preise und die Atmosphäre des Baus waren sehr angenehm. Eine Weile hielten wir uns bei der goldenen Treppe, die zu den Garderoben führt auf und rätselten, wie die ganzen Handabdrucke dorthin gelangten. Dann schauten wir uns die Bilder an. Die Bilder hingen mit viel Platz in dem wirklich schönen Museum. Es waren jetzt keine dabei, die mich umrissen, aber es hatte etwas sehr beruhigendes sich in einzelne Bilder hineinzuarbeiten bzw. sie auf mich wirken zu lassen. Als wir durch alle vier großen Räume durch waren, überlegten wir noch, wie wir dieses Haus nutzen und zimmermäßig aufteilen würden, wäre es unser Zuhause. Man bräuchte auf jeden Fall einen Putzroboter, das war klar! Kurz bevor wir gingen entdeckten wir ganz unten noch die weiteren Ausstellungsräume. Erst einmal waren wir erstaunt über den Einblick, den man hier in die Aufbewahrung von Gemälden bekommen konnte und dann folgte noch ein kleiner aber interessanter Rundgang, auf dem es manches zu entdecken gab.
Als wir das Museum verließen regnete es Bindfäden und da wir auch recht erfüllt vom Tag waren, gingen wir „schnell“ zur Haltestelle (wir brauchten ganze 15 min., um diese zu finden) und fuhren nach Hause. Dort gab es ein gemütliches Abendbrot, welches angeregt von der Kunstzufuhr wahrscheinlich, schnell zu ganz eigener Kunst ausartete 😉
So ging es auch dieser Tag vorbei und vor uns lag der letzte Tag in Riga.
Danke für den schönen und nachdenklich machenden Beitrag!
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Danke fürs wahrnehmende Lesen!
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