Begegnung im Ungewissen

Jedes Kennenlernen eines anderen und in eine, wie immer auch geartete, tiefere Beziehung eintauchen, schenkt mir die Möglichkeit mich neu zu erleben. Auf wunderschöne Art in meiner Vielfalt, Eigenheit und in meinen Stärken und auf furchtbare Art in meinen Ängsten, in meiner Sozialisierung, in meinen Verhaltensmustern.

Dich kennen zu lernen, lässt soviel in mir aufploppen. Lauter Sätze, die mir eingepflanzt wurden von Kindheit an:

„Du musst dich schon auf eine bestimmte Art verhalten, damit daraus was wird! Melde dich nicht zu oft, sonst wirkst du abhängig und unselbstständig! Melde dich regelmäßig, sonst verliert er das Interesse! Der interessiert sich doch nicht wirklich für dich, dem geht es um Sex und wenn er den hat, ist er wieder weg! Das wird doch nie was Ernsthaftes, wo soll das denn hinführen?! Wer einmal fremdgeht, geht immer fremd! Ah, siehst du und schon meldet er sich nicht mehr so oft, hast dich wohl falsch verhalten! Am Ende wirst du die sein, die verletzt ist! Ihr schafft euch doch eine Parallelwelt, das hat in der echten Welt keinen Bestand! Wenn du klammerst, vertreibst du ihn! Pass auf, dass ihm nicht langweilig wird! Das ist unmoralisch, was du machst!“

Und das könnte ich ewig weiterführen. Geht das nur mir so oder kennt hier noch jemand solche Phrasen, die einem im Kopf hin und her ploppen. Und einzeln kenne ich sie alle, aber das sie jetzt so gebündelt auftauchen, ist krass.

Aber vielleicht auch der Beginn einer Wandlung, eines loslassen Könnens.

Und dann sind da die Urängste, die sich treu zu Wort melden:

Das Gefühl, nicht zu genügen; die Angst verlassen und verletzt zu werden; die Angst, zu anstrengend zu sein; die Angst, alles kaputt zu machen durch meine Ungeduld…

Und dann in mir die Gedanken:

Renn weg, lass los, flüchte!

Es fühlt sich nicht schön an in mir gerade. Und doch sind auch diese Momente da:

Das Gefühl, zu vertrauen, in das, was wirkt im Universum.

Den Reichtum in mir und um mich zu erleben.

Dankbarkeit für mein Leben und mein Sein.

Erinnerungen an gemeinsame Momente.

Das Glück, ich sein zu können.

Die Begegnung im Wesenhaften, die klar und ruhig und wunderschön ist.

In diesem Pendelschlag schwinge ich jeden Tag hin und her, auf diesen Wellenbergen reite ich und stürze in die Wellentäler.

Ausgang ungewiss…


7 Gedanken zu “Begegnung im Ungewissen

    1. Ich habe meine Tochter gefragt, ob sie auch so Sprüche in sich trägt… vielleicht sogar durch mich und ihr Antwort war: meinst du solche wie: rubbel deine Haare nicht mit dem Handtuch, das tut ihnen nicht gut? Da denk ich immer dran 🤣 da war ich doch froh, dass es „nur“ sowas ist 😅

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  1. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Dem Anfang haftet auch immer das Ende an.
    Wie lange die Zeit dazwischen dauert, hängt von vielen Faktoren ab und ist nicht vorraus zu sehen.
    Es aber nicht zu wagen, verschließt einem die Möglichkeit etwas Schönes zu erleben.

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