April 2020

Der Mai ist schon weit fortgeschritten und der Rückblick auf den April steht noch aus. Irgendwie dachte ich, es wäre nicht viel passiert im vergangenen Monat, aber beim Durchsuchen der Bilder für diesen Beitrag entdeckte ich, wie reich beschenkt ich und wie herausfordernd der Monat aber auch für mich war. Ein Monat, in dem immer noch die große Corona-Wolke über dem Land hing. Also auch dafür sind diese Monatsrückblicke wunderbar: Zu ehren, was war und dadurch achtsam zu sein für den Moment.

Während der März mit Schnee endete, durfte ich am ersten Samstag des Monats im schönsten Sonnenschein nach Brandenburg fahren und dort einen lieben Menschen besuchen, den ich auf der Penja kennenlernte. Dies sind die Dinge, die ich früher nie getan habe: Kontakt mit Menschen aufnehmen und halten, auch wenn das bedeutet, mich in eine neue Situation zu bringen, bei der ich vorher nicht absehen kann, ob sie gut oder eher nicht so gut sein wird. Das Wunderbare daran: Bisher ergaben sich daraus nur sehr schöne und mich bereichernde Momente. So auch dieser Samstag auf dem Land, an dem ich den ganzen Tag draussen an der frischen Luft war und sehr gute Gespräche führte. An dem wir zusammen kochten, ich durchs Gras rollte und viele Radschläge machte und schließlich sehr erfüllt nach Hause fuhr.

Am Montag kam dann ein wunderbares Päckchen von otherwise-veganknit an. Abschminkpads für die Mitbewohnerin und ein schönes, neues Haarband für mich. Ich kann euch diesen Shop nur wärmstens empfehlen, so viel Hingabe und Engagement und Liebe stecken in jedem Detail!

Ich hatte eine Woche Urlaub und begann diesen mit der liebsten Pankowfreundin mit einem Besuch im Erpetal. Wir picknickten ausgiebig, wanderten umher und quatschten. Was wir an diesem Tag noch nicht wussten: wir hatten den Grundstein für viele weitere Wandertreffen gelegt. Es war herrlich in der Sonne zu liegen und die Wärme durch den Körper strömen lassen zu können. Wie sehr hatte ich die Sonne vermisst! Und wie schön war der fast volle Mond, als er sich dazu gesellte.

Tag zwei und drei meines Urlaubs verbrachte ich mit den Kindern meines Bruders, damit er und meine Schwägerin mal in Ruhe arbeiten konnten. Ich kam morgens und spielte mich mit ihnen durch den Tag. Als Klara dann schlief, ging ich wieder nach Hause.

Eigentlich sollte auch Tag vier so aussehen, doch dann sah ich um sechs am Morgen, dass meine Mutter mich mitten in der Nacht versucht hatte, zu erreichen. Nach einem kurzen Telefonat mit ihr war klar, dass ich nicht in den Süden, sondern eher Richtung Osten fahren würde. Sie war in der Nacht gestürtzt und hatte grosse Schmerzen. Es folgte ein unfassbar körperlich und emotional anstrengender Tag, wobei es mir im Vergleich zu dem, wie es für meine Mutter gewesen sein muss, gut ging. Es war auch ein Tag voller neuer Erfahrungen: die eigene Mutter auf die Toilette zu begleiten und bei jedem Handgriff zu unterstützen, sie anzuziehen, die Krankenhaustasche packen. Zum ersten Mal fuhr ich in einem Krankentransport mit und während ich vorm Krankenhaus noch den Papierkram erledigte, wurde meine Mutter schon in die Notaufnahme geschoben. Und dann war es das. Corona-Zeit bedeutete, dass ich nicht zu ihr durfte. Gerade noch so erlaubte man es mir, ihre Handtasche den Schwestern zu geben und dann hieß es warten, ich solle in zwei Stunden mal anrufen. Als ich das tat, hieß es, ich solle mich in weiteren zwei Stunden melden. Irgendwann rief meine Mutter dann an und meinte, sie käme jetzt endlich zum Röntgen und dass sie die ganze Zeit so dringend auf Toilette musste, aber niemand da war, der ihr helfen würde. Dies war zum ersten Mal der Moment, an dem ich diese Pandemie wirklich hasste. Vor dem Krankenhaus traf ich mich mit meinem Bruder. Ausnahmsweise durften wir hinein und mit dem Arzt sprechen, der sie untersuchte. Ich bin ihm sehr dankbar dafür. Meine Mutter lag auf der Liege und sah so fertig und erschöpft aus, dass es mir fast das Herz brach. Zwei Wirbel waren verletzt und sie sollte im Krankenhaus bleiben. Mein Bruder fuhr mich dann nach Hause und endlich war auch dieser Tag vorbei. Am Tag danach, dem Karfreitag, blieb ich zu Hause und kümmerte mich um mich und mein Wohlergehen. Ich spürte, wieviel ich zu verarbeiten hatte nach dem gestrigen Tag. Ich bestellte mir Essen, machte Yoga, tanzte, badete und kuschelte viel mit dem Kater.

Eigentlich wollte ich am Karfreitag zur besten Freundin fahren, die mit Kind und Kegel über die Feiertage aufs Land geflüchtet war. Zum Glück war es für sie völlig in Ordnung, den Besuch auf Samstag zu verschieben. Nach diesem Tag für mich, war es wunderbar aus der Stadt heraus Richtung Norden nach Brandenburg zu fahren. Ich schaute lange die Pferde an, spielte mit C., wir gingen im Wald spazieren, machten ein kleines Feuerchen und grillten am Abend, bevor es dann für mich zum Zug und zurück ging. Meine Kräfte waren wieder aufgeladen!

Nachdem der Ostersonntag mit dem Gruß eines mir sehr lieben Menschen begann und ich somit schon glücklich und erfüllt in den Tag startete, ging es samt Mitbewohnerin und der großen Kleinen zu meinem Bruder zum Ostersonntagsfrühstück. Extra für mich war ein veganer Osterzopf gebacken worden und alles war so lecker und das Beisammensitzen und reden so schön. Durch den Unfall meiner Mutter sind mein Bruder und ich nochmal näher gerückt, so fühlt es sich an.

Am Nachmittag traf ich mich dann mit der Pankowfreundin am Müggelsee, da sie diesen noch gar nicht kannte. Wir ließen uns das Osterpicknick schmecken und wanderten zwischen Müggelsee und Spree herum. Die Sonne schien herrlich warm und das Wasser lockte, aber doch noch nicht genug, um hineinzuspringen. Wir sahen so viele Tiere an diesem Tag und so einen wunderschönen Sonnenuntergang und ich war voll erfüllt von: Das Leben ist schön!

Trotz der schönen Tage holte mich dann die Erschöpfung ein und mein Körper sagte: Stopp! Ich war am kränkeln und machte die Woche über alles sehr langsam und ging nicht zur Arbeit. Meine Mutter wurde aus dem Krankenhaus entlassen, die Wirbel hatten sich ohne OP wieder zusammengerappelt und sie zog für ein paar Tage zu meinem Bruder, damit wir uns kümmern konnten um sie. Also verbrachte ich die kommende Tage wieder in Potsdam, erlebte ein weiteres erstes Mal, als ich meiner Mutter eine Spritze setzte, brachte die Kinder in die Notbetreuung und genoß das Zusammensein in Familie.

Und dann war es schon wieder Zeit für eine weitere Wanderung mit der Pankowfreundin. Aber diesmal verdiente unser Zusammentreffen auch diesen Namen. Wir begannen den Inneren Parkring abzulaufen, einen Wanderweg, den ich einige Jahre zuvor schon einmal mit dem ehemaligen Mitbewohner abgelaufen war. Wir trafen uns in Pankow und maschierten gegen den Uhrzeigersinn los bis zur Afrikanischen Strasse. Wenn wir einmal rum sind, was dauern wird, da wir die Treffen auch für ausgiebige Picknicks nutzen, werde ich mal einen Extrabeitrag dazu posten.

Dann kam der wahrscheinlich schönste Tag des Monats, den ich nicht allein verbrachte, sondern zu zweit eintauchen durfte in eine ruhige, erfüllte, strahlende Zauberwelt. Ich war sehr, sehr glücklich!

In der Mitte des Monat begann ich mit der 21 Tage Meditationschallenge, die gerade durch WhatsApp ihre Wege zieht. Vom ersten Tag an spürte ich, dass es genau das Richtige gerade für mich ist. Und so begann beinahe jeder Tag mit Meditation, der kleinen Übung dazu und Yoga. Dieser Beginn wirkte sich auf den ganzen Tag aus und ich konnte in den drei Wochen ein paar Schritte im Innern gehen, um die ich zuvor viele Jahre gerungen habe.

In der Kita begann dann auch für mich der Alltag der Notbetreuung. Ich gehöre seitdem der IG OG (Infektionsgemeinschaft Obergeschoß) an. Es war schön wieder mit mehren Kindern den Tag zu verbringen, aber fühlte sich auch ganz schön ungewohnt an.

Am nächsten Freitag fuhr ich dann nach der Arbeit zum Potsdamer Platz und kaufte, zum zweiten Mal in dieser Woche, Donuts bei meinem liebsten Donutladen, brammibal´s donuts. Mit denen im Gepäck ging es mal wieder nach Potsdam, Klara vermisste mich und ich sie und so aßen wir, spielten und ich las vor.

Am Samstag traf ich mich zum vierten Mal mit der Pankowfreundin und wir liefen von der Afrikanischen Strasse bis zum Volkspark Jungfernheide.

Am Sonntag ging es dann zu meiner Mutter, die mittlerweile wieder bei sich zu Hause war. Ich kam zum Mittagessen und Fensterputzen. Und während ich so putzte, stellten wir fest, dass sie Motten in der Wohnung hatte, die anscheindend im Wohnzimmerteppich wohnten und dass die Böden überhaupt mal gesäubert werden müssten. Damit wurde eine Situation angestossen, die ich lieber nicht erlebt hätte und meine Mutter sicher auch nicht, aber die geschah erst im Mai und gehört daher hier nicht hin.

Und mit diesem Cliffhänger endet mein Monat.

Neben diesem schönsten Tag, den wunderbaren Wanderungen mit der Pankowfreundin, den Besuchen auf dem Land und dem Beisammensein mit der besten Freundin, war die Natur und ihr Erblühen und Erstrahlen das Wunderbarste in diesem Monat. Selbst in der Stadt sind wir so reich beschenkt mit all dem Grün und all der Blütenpracht.

Beiträge, die im April erschienen:

Monatsrückblicke


4 Gedanken zu “April 2020

  1. Sehr schöne Bildergeschichte, sogar mit Blindschleiche! Wir hatten kürzlich ebenfalls eine Begegnung mit „Bellissima Belinda aus der Gattung der Belindaschleichen“, die ging sogar auf Kuschelkurs im Fell.
    Für den Rest vom Mai wünschen wir noch eine Gute Zeit in der IG OG und schicken sonnige Grüße aus dem bayerischen Spessart.

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