Weihnachtszeit 2019

Zum ersten Mal in meinem Leben verbringe ich diese Zeit quasi allein. Auf mich gestellt, wird nur das geschehen, was ich geschehen lasse, auf das ich zugehe, für das ich mich entscheide. Keine Absprachen, Kompromisse, kein Mitgleiten mit dem Leben eines anderen.

Ich hatte etwas Respekt vor dieser Zeit. Früher, als die Mädchen klein waren, habe ich sie sehr zelebriert für sie. Als sie dann eine zeitlang Weihnachten bei ihrem Vater verbrachten, reduzierte sich alles. Und seit ein paar Jahren, seit sie keine Kinder mehr sind und mir dieses ganze Äußerliche so sehr aufstieß, fand nur noch in sehr minimalistischem Maße etwas statt.

In diesem Jahr stellte sich mir also ganz unbewusst die Frage: Wie will ich eigentlich diese Zeit verbringen? Was bedeutet sie mir?

Zurück blickend kann ich nun sagen, dass es ein wunderschöner intensiver und inniger Monat war und ich sehr dankbar für all das Erlebte bin und bereit, dieses Jahr gehen zu lassen und einem neuen ‚Hallo‘ zu sagen.

Chronologie eines Dezembers

Am Beginn des 1. Dezembers befand ich mich mit der Pankowfreundin im Burgeramt. Sie hatte mich vom Flughafen abgeholt und wir ging etwas essen und trinken und trudelten so in den Dezember hinein. Mit Straßen- und U-Bahnmusik ging es dann ins jeweilige Zuhause und ins Bett.

In diesem Jahr fielen der 1. Advent und der 1. Dezember auf einen Tag zusammen, was in mir durchaus ein Gefühl der Befriedigung hinterlässt.

Am Sonntag besuchte ich einen Flohmarkt und traf da Eltern von einer Freundin der Großen, die ich, seit sie nicht mehr zur Schule geht, nur noch sehr selten sehe. Normalerweise hätte ich nach kurzen Smalltalk schnell nach einem Grund gesucht, mich zu verabschieden. Doch das New Me macht das jetzt anders und freut sich über Begegnungen mit Menschen. Während des Gesprächs sagte der Vater mehrmals, wie sehr es ihn freut, mich so verändert und so offen zu erleben. Früher, so meinte er, sei ich immer mit eingezogenem Kopf schnell meiner Wege gegangen. Und dann fragte er, ob er mich umarmen dürfe, weil er sich einfach so freue, dass ich so strahle. Old Me hätte Panik bekommen, New Me sagte freudig überrascht: Na klar! und konnte die menschliche Wärme dieser Umarmung genießen.

Danach kaufte ich mir Tannengrün und ging alleine beim Thai was essen.

Zu Hause schmückte ich an diesem 1. Advent einen Weihnachtsstrauss und baute den Adventskalender auf. Ich habe nun schon das zweite Jahr den von Vegan Box und bin sehr zufrieden und glücklich mit ihm. In diesem Jahr gibt es jeden Tag noch einen Spruch dazu, was ich besonders schön finde.

Am 2. Dezember gab es eine für mich ziemlich heftig anstrengende Supervision auf Arbeit, die aber auch viel Klärendes mit sich brachte.

Danach gingen die Pankowfreundin und die Karlshorstkolleginnen noch mit mir was essen und trinken und das war schön und half mir, wieder zu mir zu kommen.

Zu meiner Geburtstagsfeier am Freitag bekam ich noch einen Adventskalender von Bruder und Schwägerin geschenkt.

Am Donnerstag vor dem Nikolaus wurde mir von einer Kollegin ein liebevolles und schönes Feedback zur Supervision gegeben und eine andere backte extra für mich die Kekse für unser Team vegan. Beide Kolleginnen waren der Hauptmotor dahinter gewesen, dass ich bzw. mein Verhalten zwei Stunden im Mittelpunkt der Gespräche und Fragen standen. Es fühlte sich so an, als ob endlich Ruhe einkehrte in eine bis dahin sehr aufgeregte Zeit. Die beste Sicherheitsfrau, die nach langer Zeit mal wieder bei uns in der Kita ihren Dienst tat, sagte mir, wie sehr ich strahle und leuchte und dass es eine Freude sei, mich anzusehen. Immer wieder in diesen Tagen bekomme ich so ein Feedback und bin einfach nur baff, wie sehr ich mich anscheinend verändert habe in meiner Wirkung nach aussen, nur dadurch, dass ich in meinem Innern Sachen verändert habe und anders in die Welt blicken und gehen möchte als zuvor. Ich bin in solchem Augenblicken mit großer Dankbarkeit erfüllt. Dankbar für die Reha, die der Beginn von allem war, dankbar für den Waldfreund, der mir die entscheidenden Bücher gegeben hat und dankbar für das Leben, dass es mir diese Wege und Möglichkeiten immer wieder anbietet.

Am Samstag drauf ging ich dann ja ins Hamam, was ich mit der besten Freundin jetzt zum dritten Jahr in Folge im Winter mache.

Und am 2. Advent war dann das große Keksebacken bei der Pankowfreundin dran. Ich habe gefühlt seit Ewigkeiten keine Weihnachtskekse gebacken. Früher war das mit den Kindern Standard und ist schnell in völlige Obsession ausgeartet. Dieses Jahr war es wunderbar mit der Pankowfreundin und genau richtig bei Wein, Musik und Gesprächen Blech um Blech in den Ofen zu schieben.

Am 9. Dezember ging es dann mit den Karlshorstkolleginnen auf den Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus. Ich war seit bestimmt über 10 Jahren nicht mehr auf einem Weihnachtsmarkt … vielleicht ist das letzte Mal auch 21 Jahre her!?! Old Me sagte immer: Nee, bleib mir weg damit, zu laut, zu viele Menschen und überhaupt. New Me trällerte Weihnachtslieder mit, erfreute sich an den bunten Lichtern, bestaunte den Weihnachtsmann, der durch die Lüfte flog, genoss Glühwein und Gespräche!

Am 10. hatten dann die Mitbewohnerin, die kleine Große und ich unser Weihnachtsessen, bei dem ich ihnen ihre Geschenke gab und wir viel zu lachen hatten. Vor allem, als der Mitarbeiter dort fragte, ob wir getrennt oder zusammen bezahlen wollen und auf meine Antwort: naja am liebsten getrennt, aber das dauert wohl noch etwas… völlig irritiert reagierte, bis ich meinte, dass das ja meine Töchter seien und keine von ihnen arbeitet. Da war er noch irritierter und meinte, auf diesen Altersunterschied wäre er niemals gekommen. Falls ihr übrigens lecker vegan und italienisch in Berlin essen wollt, dann geht zu La Stella Nera in Neukölln.

Am Samstag vorm dritten Advent war ich dann Weihnachtsshoppen. Nun ja, was soll ich sagen… ich habe die meisten Geschenke bei diesem Einkauf abbekommen!

Auch etwas, dass ich früher immer zum Gruseln fand und jetzt so allein unterwegs in meinem Tempo und auf meinem Weg sehr genossen habe.

Am Freitag und Samstag vor dem dritten Advent war ich zweimal zum Ceilidh-Tanzen. Einmal zum Christmasdance mit der Gruppe, bei der ich regelmäßig bin und samstags dann zu so einem öffentlichen in der UFA Fabrik. Ich war zusammen mit der Tanzfreundin da und es hat solchen Spass gemacht. Tanzen ist etwas wunderbares, vor allem, wenn man den Spass mit vielen Menschen teilt, finde ich. Es verbindet, macht gute Laune und die Bewegung befreit mich jedesmal von allen komischen Gedanken und Gefühlen.

Am dritten Advent habe ich dann bei Weihnachtsmusik Geschenke eingepackt. Noch ein Vorteil des Alleinseins: ich kann hören was ich will und keiner gibt Kommentare dazu ab oder so. Die letzten Jahre über habe ich eigentlich gar nichts verschenkt, weil ich, wie gesagt, von den ganzen Äußerlichkeiten beim Fest so angeödet und angeekelt war. Diese Pause war gut. Nun schenke ich den Menschen etwas, für die mir was über den Weg läuft oder bei denen mir mein Herz sagt: ich will die ganze Welt dir schenken. Aber das muss dann nicht unbedingt an Weihnachten sein, sondern auch gern so zwischendurch.

In der Kita in meiner Gruppe ist viel mehr geschmückt als bei mir zu Hause. Ich kümmere mich immer um den „Jahreszeitentisch“, der in der Adventszeit Marias Weg zur Krippe zeigt. Jeden Tag gehen Maria, Josef und der Esel einen Schritt weiter und somit sehen die Kinder, dass Weihnachten immer näher rückt. Der Weg verändert sich mit der Zeit; es kommen Steine, Pflanzen, Tiere und am Ende auch die Hirten dazu. Jedes Kind darf nach und nach einen Stein auf den Tisch legen und den Weg dadurch mit gestalten. Die Kinder haben da sehr viel Freude bei.

Am Mittwoch nach dem dritten Advent traf ich mich mit dem Journalistenfreund spontan auf einen Glühwein. Ich fand’s sehr schön und auch gut, ihn vor Weihnachten nochmal gesehen zu haben.

Danach wollte ich mit der Tanzfreundin noch einen neuen Tanztreff ausprobieren, aber wir standen leider vor verschlossenen Türen, da der Termin wegen hohem Krankenstand ausfiel. Wir gingen dann einfach bei nem Libanesen was essen, bei Basics herumstöbern und dann mit nem Bier in der Hand die Schlossstrasse schlendernd entlang.

Am vorletzten Arbeitstag fand das Elterncafé in der Kitagruppe statt. Zu Beginn führten die Kinder das Krippenspiel auf, welches wir nun seit Anfang Dezember täglich zusammen spielten. An diesem Tag spielten sie besonders goldig und innig und es war ein sehr berührender Moment für mich. Danach gab es dann Kekse und Kaffee und es fanden viele schöne Gespräche statt. Nach einem turbulenten Kitajahr war dies ein wunderschöner Weihnachtsabschluss.

Am Abend traf ich mich dann mit der Pankowfreundin und den Karlshorstkolleginnen zum weihnachtlichen Umtrunk.

Ich verteilte Geschenke und bekam welche.

Spät in der Nacht taumelte ich in mein Bett und früh am Morgen ging es dann los zum letzten Arbeitstag in diesem Jahr. Einige aus dem Team hatten ein Frühstück vorbereitet und das war lecker und am Ende der letzten diesjährigen Teamsitzung gab es ein Glas Sekt.

Am letzten vorweihnachtlichen Samstags machte ich mich samt Kater auf den Weg nach Friedrichshagen zu meiner Mutter. Eigentlich war der Grund des Besuchs das gemeinsame Filzen bei einem der Filzkurse, die meine Mutter anbietet. Da nutzte ich gleich die Chance, den Kater an seinen Urlaubsort zu verfrachten. Besonders schön war, dass die eine der beiden Karlshorstkolleginnen mit dabei war. Wir künstlerten von 10 bis 16 Uhr herum und es kamen schöne Sachen dabei heraus. Ich machte etwas zum an die Wand hängen oder sich hinlegen für die Große und habe das Herumspielen mit der Wolle und das gemeinsame Beisammensein und Tun sehr genossen. Meine Mutter versicherte mir auch, dass die Wolle von sehr glücklichen Schafen stamme.

Den vierten Advent verbrachte ich damit, zu packen und den seit langem ersten terminfreien Tag zu genießen.

Und am Montag dann ging es los. 11:15 Uhr fuhr der Bus am ZOB los und am nächsten Tag um 10:10 Uhr Ortszeit kam ich in England in Hampshire an.

Am späten Nachmittag schaute ich mir das Krippenspiel an, welches von Co-Workern und Companions vorgeführt wurde. Ich habe es bisher nur in Waldorfschulen, Christengemeinschaften und eben Kindergärten gesehen und es war sehr schön, es auf diese Art wahrzunehmen.

In dem Haus, in welchem die Große wohnt, gab es dann White Souper. Die Kerzen am Weihnachtsbaum wurden entzündet und wir aßen bei Kerzenlicht belegte Brote und Brötchen. Für mich war sogar ein „veganer Teller“ angerichtet.

Als ich in mein Apartment zurücklief, war auf den Straßen volle Weihnachtsstimmung mit vielen Menschen und Blasmusik und tollen Lichtern. Das war schön und ich bekam meine englische Weihnachtsstimmung in vollen Zügen.

Mit der ging es dann am nächsten Tag weiter. Es gab das große Christmas-Lunch und auch hier wurde an das vegane Essen gedacht. Es waren zwei lange, weihnachtlich-festlich geschmückte Tafeln gedeckt, voll beladen mit Schüsseln mit Kartoffeln, verschiedenen Gemüsesorten, Soße und Truthahn. Es sah ein bisschen aus wie bei Harry Potter…

Und am Ende des Raumes leuchtete der Tannenbaum. Während des Nachtischs wurde die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens vorgelesen und im Anschluss sangen wir alle englische Weihnachtslieder.

Dann ging es wieder zurück in das Haus der Großen und hier wurden Geschenke ausgepackt.

Es ist ein so völlig anderes Weihnachten hier… eben so englisch aber auch durch die Menschen, die hier leben.

Ich habe diesen Dezember, der ja noch nicht ganz vorbei ist, sehr genossen. Und habe viele Ideen bekommen für neue Traditionen mit mir selbst bekommen. In meinem Herzen trage ich nun diese vielen kleinen Momente der letzten Zeit in mir und bin gleichzeitig offen und gespannt auf alles, was das neue Jahr so mit sich bringen wird.

Ich schreib hier sicherheitshalber mal WERBUNG hin, da im Text Namen/Marken genannt werden und auch auf den Fotos zu sehen sind.


6 Gedanken zu “Weihnachtszeit 2019

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