Tag 2 – Ringwood / England

Wie schon erwähnt ist der Weihnachtsabend, der bei uns oft mit fettem Essen und Geschenken innerhalb der Familie gefeiert wird, in England der Christmas Eve, an dem die Menschen, zumindest in Ringwood, draussen beisammen sind und sich in Gemeinschaft um den Weihnachtsbaum versammeln.

Was bei uns der erste Weihnachtsfeiertag ist, ist in England Christmas Day.

Ich machte mich nach einer angenehmen Nacht und kurzen Chitchatting mit meinen Vermietern während des Frühstücks auf dem Weg zur Lantern. (Wer gerne mehr darüber erfahren möchte, kann hier nachschauen.)

Spontan beschloss ich dem Friedhof, der auf dem Weg lag einen Besuch abzustatten. Ich mag ja Friedhöfe sehr und gerade die englischen haben oft etwas Verwunschenes an sich.

Dann schlenderte ich eine Runde an den Wiesen umher und erfreute mich an Sonnenlicht, Wasser und Tieren. Die Straßen und Wege waren bis auf einige Spaziergänger wie ausgestorben.

Ich fühlte mich so allein mit mir und der Natur sehr weihnachtlich und war sehr glücklich, Weihnachten einmal ganz anders zu feiern.

Im Haus bei der Großen angekommen sah ich, dass über Nacht der Weihnachtsbaum umgeschmückt wurde. Gestern war er noch voller Rosen, echter Kerzen und Planetenzeichen und heute ersetzte eine Lichterkerze die echten und Weihnachtskugeln die Planeten. Zudem waren unter dem Baum nun alle Geschenke aufgereiht.

Das gefiel mir alles so gut, dass ich richtig Lust bekam, nächstes Jahr mal wieder selbst Weihnachten zu feiern und es genauso zu machen.

Ganz klassisch waren auch die Weihnachtskarten, die sich hier jeder zuschickt, aufgehangen. Auch im Zimmer der Großen war eine Schnur zahlreich damit bestückt.

Alle Gemeinschaftsräume, also Eingangsbereich und Wohnzimmer waren auch geschmückt.

Und dann ging es los zum Christmas Lunch. Ich war etwas aufgeregt, da alle, die über Weihnachten an Companions und Mitarbeitern da waren und auch noch Gäste dabei sein würden. Und tatsächlich, als ich in den großen Raum kam, in dem gestern das Krippenspiel vorgeführt wurde, waren lange, festlich geschmückte Tafeln aufgebaut. Die Große half hier und da und versuchte mich darin irgendeine Konversation auf Englisch mit meinen Tischnachbarn hinzubekommen. Da alle unglaublich nett waren, entspannte ich mich schnell und genoss dann das ganze Beisammensein und das wirklich leckere Essen. Hier habe ich auch schon darüber geschrieben.

Der Christmas Pudding war nicht vegan aber ich habe einen Happen davon gekostet, um dieses traditionelle Gericht mal geschmeckt zu haben … es schmeckte herrlich!!!

Während des Nachtisches, der dann bei mir aus einer veganen Torte bestand (sehr lecker), las eine Frau die Weihnachtsgeschichte von Dickens vor mit reger Anteilnahme der Companions. Nun ja, zumindest einiger – der ein oder andere Zuhörer unter ihnen und auch ein älterer Herr an meinem Tisch schliefen dabei ein. Andere, vor allem die Co-Workers, begannen mit der Dekoration die tollsten Sachen zu bauen. Aber alles war in so einer angenehmen Atmosphäre, dass es total Ok war, dass jeder machte, was er wollte…

Nach dem Lunch wurden dann alle Reste in Papierboxen gepackt und die einzelnen Häuser nahmen sie sich mit nach Hause. Wir zogen auch zurück nach Hillcrest, wie das Haus heisst, in dem die Große wohnt und als dann alle Companions und Co-Worker, die da sein wollten, da waren, begann das große Geschenke auspacken. Ich habe das bisher immer nur in Familie erlebt und hier mit mir völlig fremden Menschen zu sitzen und mich mit ihnen über ihre Geschenke zu freuen (oder auch zu wundern) hatte etwas so Schönes an sich.

Wir saßen dann noch eine Weile zusammen und schließlich bekam ich ein paar der Reste des Essens eingepackt für mein kleines Zimmer. Sehr erfüllt schlenderte ich durch das menschenleere Ringwood und machte mir einen gemütlichen Abend.

Ich hatte ja im Vorhinein etwas Bammel, wie das für mich sein würde, so viel allein zu sein über die Weihnachtsfeiertage, aber der war ganz unnötig. Ich fühlte mich sehr ruhig und bei mir in dieser Zeit und genoss das Alleinsein sogar.

Mit dem Tagesrückblick klang der Tag dann aus.


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